Frühmittelalterliche Siedlungsspuren in einer Wallanlage in Freienbessingen
Vom 15.03. bis 28.05.2015 führte das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA) in Freienbessingen, Kyffhäuserkreis, eine archäologische Rettungsgrabung im Zuge von Bautätigkeiten der diakonischen Einrichtung »Haus Jona« durch. Die Ausgrabungsfläche befand sich im Inneren einer 270 m × 200 m großen frühmittelalterlichen Wallanlage mit dem Namen Pfarre/Heergeist.
Auf einer Fläche von 2100 m² wurden 84 Befunde dokumentiert und ausgegraben. Es handelt sich um Siedlungsreste in Form von Wasserentnahmestellen, Gruben und Grubenhäusern, vor allem aus der ersten Hälfte des 8. Jh. n. Chr. Die ältesten Befunde datieren in die späte Bronzezeit (ca. 700 v. Chr.); Einzelfunde wie eine Scheibenfibel stammen aus dem 10. Jh. n. Chr.
Aus der Verfüllung der Grubenhäuser konnte eine große Menge wellenverzierter Keramik, fragmentierte Webgewichte und einige Metallfunde in Form von eisernen Messern und verzinnten Beschlägen geborgen werden. Ein Niet einer Saxscheide mit viereckigem Nietstift und eine verzinnte Riemenzunge mit Punz- und Kreisaugenverzierung datierten die Grubenhäuser in die Zeit um 700 n. Chr. Neben der Bestattung eines Hundes konnte ein niedergelegtes Pferd dokumentiert werden. Eisenschlacke und das Halbfabrikat einer bronzenen Gürtelschnalle belegen das Metallhandwerk vor Ort.
Die Anlage wurde bisher, ohne Fundniederschlag, aufgrund urkundlicher Überlieferung aus dem Jahr 979 n. Chr. als karolingisch-ottonische Straßenstation oder als Heerlager gedeutet. Die neuen Funde belegen die Besiedlung des Areals schon weit früher, in der späten Merowingerzeit.
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