Ein Grab am Pfostenwald?
Schon 2020 bei Ausgrabungen im gegenüberliegenden Baugebiet »Oldenhof« wurde ein für Harsewinkel bedeutsamer Siedlungsplatz des Mittelalters entdeckt. Nun geht es auf der anderen Straßenseite weiter beim Bau einer Schule sowie einer Kindertagesstätte an der Thomas-Mann-Straße.
Andreas Harneke von der Stadt Harsewinkel zu den Untersuchungen: »Wir wollten das Baugebiet schon deutlich vor dem eigentlichen Baustart sondieren lassen, damit es in der Bauphase keine Komplikationen gibt und wir freie Bahn haben. Das hat am Oldenhof bereits sehr gut funktioniert.« Die Untersuchungen hielt die LWL-Archäologie für Westfalen aufgrund des nahegelegenen Fundplatzes für nötig. »Wir haben uns von Anfang an eng mit der Stadt abgestimmt, da bereits von vornherein klar war, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit wegen der Siedlungsgunst Bodendenkmale auftreten werden«, so Dr. Sven Spiong, Leiter der LWL-Außenstelle Bielefeld.
Keramikscherben und ein Brandgrab
Im hellen Sandboden zeichneten sich nach einigen Metern Grabung bereits die ersten dunklen Verfärbungen ab. »Es handelt sich um Erdverfärbungen, die von ehemalige Pfosten stammen«, weiß Grabungsleiter Dr. Christopher Otto. »Wir haben schon in den Suchschnitten eindeutige Pfostenspuren dokumentiert, woraufhin klar war, dass die Grabungsfläche erweitert werden musste.«
Mittlerweile wurde ein Großteil der Fläche untersucht und die Bodenverfärbungen von den Fachleuten dokumentiert. Die Arbeiten werden voraussichtlich in den nächsten Wochen abgeschlossen sein.
Ein vorgeschichtliches Gräberfeld?
Jedoch stellt diese Fundstelle zurzeit noch mehr Fragen, als sie Antworten liefert. »Wir finden fast nur Pfostengruben, mittlerweile weit über 250 Stück. Die sonst so typischen Siedlungsgruben fehlen auf der Fundstelle offenbar vollständig. So etwas ist mir bisher in Westfalen nicht bekannt«, erklärt Sebastian Düvel, Wissenschaftler bei der Außenstelle Bielefeld der LWL-Archäologie für Westfalen. »Es scheint sich nicht um einen Siedlungsplatz im klassischen Sinne zu handeln. Wir können aus den Pfostengruben bisher keinerlei Gebäude rekonstruieren, wie es etwa am Oldenhof der Fall war. Auch Keramik, das typische Fundmaterial einer Siedlung ist außerordentlich rar«, so Düvel weiter.
Ein unlängst entdecktes Grab, bei dem ein Leichenbrandhaufen mit Rückständen eines Scheiterhaufens überdeckt war, steht vermutlich im Zusammenhang mit dem »Pfostenwald«. Auch ein rituell genutzter Platz ist in diesem Kontext möglich. Nach den ersten Einschätzungen datiert die Fundstelle wohl in die Jahrhunderte vor Christus und damit in die Eisenzeit. Eine genauere Deutung und Datierung erhoffen sich die Fachleute von der Auswertung des spärlichen Fundmaterials und besonders durch die Altersbestimmung von geborgenen Holzkohleproben. Nach wie vor ist die Ausdehnung der Fundstelle unklar.
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