Ein besonderer Fund im Jesreel Tal
Das Grab wurde bei Ausgrabungen durch die Israel Antiquities Authority in der Nähe von Tel Shadud freigelegt, die im Vorfeld des Baus einer Erdgas-Pipeline nach Ramat Gavriel stattfanden. Im Verlauf der von der Israel Natural Gas Lines Company (INGL) finanzierten Arbeiten machten die Archäologen eine außergewöhnliche Entdeckung: Sie legten einen Teil eines Gräberfeldes aus der Spätbronzezeit (13. Jh. v. Chr.) frei. »Während der Ausgrabung machten wir eine einzigartige Entdeckung: einen zylindrischen Ton-Sarkophag mit einem menschenförmigen Deckel, umgeben von Keramikgefäßen wie Vorratsbehälter, Tafelgeschirr und Kultgefäße sowie Tierknochen. Der Sitte entsprechend wurden diese als Gaben für die Götter geopfert und waren gleichzeitig dazu gedacht, die Toten im Jenseits mit Nahrung zu versorgen.«, berichten die Grabungsleiter Dr. Edwin van den Brink, Dan Kirzner and Dr. Ron Be’eri von der israelischen Antikenbehörde.
Im Inneren des Sarkophages befand sich das Skelett eines Erwachsenen und als Beigaben weitere Keramikgefäße, ein Bronzedolch, eine Bronzeschüssel und weitere Bronzefragmente. »Da die Keramikgefäße aus lokaler Produktion stammen«, erklären die Forscher, »nehmen wir an, dass der Verstorbene ein Beamter kanaanäischen Ursprungs war, der im Dienst der ägyptischen Regierung stand.« Eine weitere Möglichkeit ist, dass der Sarkophag einer wohlhabenden Person gehörte, die die ägyptischen Grabsitten nachahmte. Die Forscher fügen hinzu, dass bisher nur wenige anthropoide Sarkophage im Land entdeckt wurden, zuletzt vor etwa 50 Jahren in Deir el-Balah. »Ein normaler Mensch konnte sich den Kauf eines solchen Sarkophages nicht leisten. Es ist daher offensichtlich, dass der Verstorbene ein Mitglied der lokalen Elite war.«, erläutern die Forscher. Zwei Männer und zwei Frauen, die ganz in der Nähe des Sarkophages bestattet worden waren, könnten zur gleichen Familie gehören.
Die Entdeckung ist ein Beweis für die ägyptische Kontrolle des Jesreel-Tals in der Spätbronzezeit und den starken Einfluss der ägyptischen Kultur auf die lokale kanaanitische Oberschicht. Ein bemerkenswertes Artefakt, das neben dem Skelett gefunden wurde, ist in Gold ummanteltes und an einem Ring befestigtes ägyptisches Skarabäus-Siegel. In das Siegel ist der Name des Pharao Sethos I. eingraviert, der Ägypten im 13. Jh. v. Chr. regierte. Bereits im ersten Jahr seiner Regierungszeit (1294 v. Chr.) brach ein Aufstand gegen Sethos I. im Bet She'an-Tal aus. Sethos I. eroberte dieses Gebiet und begründete die ägyptische Herrschaft in Kanaan. Sein Name auf dem Siegel symbolisiert Macht und Schutz oder die Stärke des Gottes Ra, einer der wichtigsten Gottheiten Ägyptens. Der geflügelte Uraeus (Kobra), Beschützer des Namens des Pharaos oder des Herrschers selbst, ist auf dem Siegel deutlich sichtbar. Der Siegelring ist auch das wichtigste Indiz für die Datierung ins 13. Jh. v. Chr. Derzeit prüft die Israel Antiquities Authority die Möglichkeit einer DNA-Untersuchung, um die Frage zu klären, ob der Bestattete kanaanäischen oder ein ägyptischen Ursprungs war.
Ein Friedhof mit ähnlichen Ton-Sarkophagen aus der Regierungszeit Sethos I. wurde zuvor bei Bet She'an, dem Zentrum der ägyptischen Herrschaft in Israel, entdeckt. Indizien für die Anwesenheit der Ägypter im Jesreel-Tal gab es bereits vorher, die Entdeckung des beeindruckenden Sarkophages war für die Archäologen jedoch eine Überraschung.
Tel Shadud wird mit dem biblischen Ort »Sarid« gleichgesetzt und heute auch oft als Tel Sarid bezeichnet. Die Stadt wird in der Bibel im Zusammenhang mit der Ansiedlung der Stämme Israels genannt. Sarid gehörte in das Gebiet des Stammes Sebulon und war eine der Grenzstädte. Wegen seiner Lage war Tel Shadud in biblischer Zeit ein strategisch und wirtschaftlich bedeutender Ort.
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