DFG fördert Forschungsprojekt zu Corpus antiker Münzen
Jacopo Stradas Magnum ac Novum Opus gehört damit zu den zentralen Werken der Wissenschaftsgeschichte der Numismatik. Das 36-bändige handschriftliche Werk ist ein illustriertes Münzcorpus für die Zeit der Römischen Republik und des Kaiserreichs von Julius Cäsar bis Kaiser Karl V. Zugleich ist es ein Corpus von Zeichnungen höchster Qualität. Im Einzelnen sind es vier Bände in der British Library mit Münzen der Römischen Republik und 29 Bände in der Forschungsbibliothek Gotha mit den kaiserzeitlichen Münzen. Dazu kommen zwei Bände in der Österreichischen Nationalbibliothek mit Blättern, die den Zeichnungen des Magnum ac Novum Opus sehr nahe stehen und wahrscheinlich hierfür bestimmt waren. Das Magnum ac Novum Opus entstand ab 1550 im Auftrag Hans Jacob Fuggers und enthält insgesamt mehr als 9000 große, detaillierte Münzabbildungen in Feder und Tusche auf Folio gezeichnet. Mit Fuggers Bibliothek und Sammlung gelangte es 1566 in den Besitz Herzog Albrechts V. von Bayern. Dieser ließ die Arbeit daran weiterführen und die Bände mit den Einzelblättern 1571 mit prachtvollen Einbänden versehen. Dem Corpus waren die ersten drei Einträge im Inventar der Münchner Kunstkammer gewidmet, das der Hofrat Johann Baptist Fickler 1598 erstellte. Dort wurde es während des Dreißigjährigen Krieges von den Schweden geraubt. Vier Bände wurden von Thomas Howard, Earl of Arundel, erworben oder ihm geschenkt und sind jetzt in der British Library einzusehen, die Bände mit den kaiserzeitlichen Münzen erwarb Herzog Ernst der Fromme von Sachsen-Gotha-Altenburg. Sie befinden sich heute größtenteils in der Forschungsbibliothek Gotha, wo sie zu den bibliophilen Schätzen zählen, und sind, außer einem Katalogeintrag und kürzeren Bemerkungen, völlig unbearbeitet. Der wichtigste Grund dafür ist wohl, dass die von Strada verfassten komplementären Münzbeschreibungen, ein separates Werk mit dem Titel »A<ureorum> A<rgenteorum> A<ereorum> NumismatOn Antiquorum ΔΙΑΣΚΕΥΕ«, nie mit den Zeichnungsbänden vereint wurden. Sie sind in zwei Exemplaren zu je elf Bänden in der Universitätsbibliothek Wien und in der Tschechischen Nationalbibliothek in Prag erhalten. Der Bibliothekar der Wiener Hofbibliothek, Peter Lambeck, hatte damals bereits die Bedeutung von Stradas numismatischem Material erkannt und die ebenfalls in Wien vorhandenen Bände der Series imperatorum Romanorum, eines Auszuges aus dem Magnum ac Novum Opus, beschrieben und auch benutzt.
Im Rahmen des nun geförderten DFG-Projekts sollen die verstreuten Bände erstmals (virtuell) zusammengeführt, die Münzabbildungen zusammen mit den Münzbeschreibungen erschlossen und das gesamte Werk in seinem historischen und künstlerischen Kontext analysiert und seine Bedeutung für die Wissenschaftsgeschichte der Numismatik herausgearbeitet werden. Die Ergebnisse sollen in einer Datenbank der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden – mit digitalisierten Münzzeichnungen und -beschreibungen, versehen mit Metadaten, Beschreibungen und Transkriptionen und verlinkt mit den entsprechenden Originalmünzen. So wird es künftig möglich sein, Zeichnungen, Beschreibungen, Originale und Abbildungen aus zeitgenössischen Werken direkt miteinander zu vergleichen. Die darüber hinausgehenden Ergebnisse sollen in einer Monografie publiziert werden.
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