Das Kardinalkollegium im Mittelalter

"Glieder des Papstleibes oder Nachfolger der Apostel?" So lautet das wissenschaftliche Netzwerk, das die Forschung über die Kardinäle - die höchsten katholischen Würdenträger nach dem Papst - des Mittelalters voranbringen soll.

Das Projekt wird über drei Jahre von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert. Da zeitübergreifende und vergleichende Studien fehlen, lässt der derzeitige Forschungsstand tragfähige Aussagen über die Bedeutung des Kardinalkollegiums nicht zu. Das wissenschaftliche Netzwerk soll deshalb international den Austausch von jungen und etablierten Forschern zum mittelalterlichen Kardinalat stärken.

Im 11. Jahrhundert erlangten Teile des altrömischen Klerus an der Seite des sich erneuerenden Papsttums weit über Rom hinaus Macht und Bedeutung. Seither standen sie als Kardinäle dem Papst beratend zur Seite und unterstützten ihn bei der Leitung der Kirche. Außerhalb Roms wirkten sie als Repräsentanten. Die Kardinäle, die sich mehr und mehr als Kollegium verstanden, entwickelten Ansprüche auf Teilhabe an der päpstlichen Herrschaft. Sie leiteten diese ab von ihrem Recht der Papstwahl und von Formen einvernehmlicher Entscheidung. So erschien die Monarchie des Papstes mitunter als Oligarchie der Kardinäle.

Trotz der zentralen Stellung des Kardinalkollegs in der Geschichte des Papsttums und der Kirche lässt sich beim derzeitigen Forschungsstand die Bedeutung dieser Institution in den ersten Jahrhunderten seines Bestehens nur erahnen. Erstes Ergebnis des bewilligten Projektes wird ein Sammelband sein, der den Forschungsstand bilanziert und Wege künftiger Forschung aufzeigt. Auf dieser Grundlage erarbeiten die Wissenschaftler neue Forschungsfragen, deren Ergebnisse einer großen internationalen Forschergemeinde präsentiert werden.

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