Ausgrabungen in Troia gehen weiter

 

Nachdem der langjährige Grabungsleiter von Troia, Prof. Manfred Korfmann, verstarb, hat die türkische Antikendirektion nun einem Team der Universität Tübingen um Dr. Peter Jablonka und Prof. Ernst Pernicka eine Grabungsgenehmigung erteilt. Die Arbeiten vor Ort können somit weitergeführt werden.

 

Schwerpunktmäßig sollen bei den diesjährigen Ausgrabungen offene Fragen zur bronzezeitlichen Stadtbefestigung geklärt werden. Bereits in den vergangenen Jahren wurden an der Nordbastion der Burg Baustrukturen aus Stein und Lehmziegeln freigelegt, die als Ansatz einer Stadtmauer mit Tor gedeutet werden könnten. Im weiteren sollen die Hinweisen auf bronzezeitliche Gräber überprüft werden.

Allgemein werden die Ausgrabungstätigkeiten in Troia in den nächsten Jahren etwas in den Hintergrund treten und der Hauptakzent der wissenschaftlichen Arbeit auf der Auswertung und Publikation der bisherigen Ergebnisse der langjährigen Grabungen liegen. Dabei wird weiterhin mit der us-amerikanischen Forschergruppe unter der Leitung von Prof. Charles Rose zusammengearbeitet, die zum einen die griechische, römische und byzantinische Epochen in Troia untersuchen und zum anderen ihre Forschungen zur Umwelt- und Landschaftsveränderungen weiter fortsetzen. Darüber hinaus sind Laboruntersuchungen des umfangreichen Fundmaterials an der Universität Tübingen und im Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie in Mannheim geplant.

Zwei Projekte, für die sich das Troia-Projekt der Universität Tübingen und die beiden TroiaStiftungen in Tübingen und Çanakkale in den nächsten Jahren verstärkt engagieren werden, sind die Erstellung und Umsetzung von Plänen für die Erhaltung, Restaurierung und Präsentation der Fundstelle sowie der Bau eines Museums vor den Toren Troias. In Zusammenarbeit mit der University of Cincinnati (School of Architecture) wird ein detailliertes Konzept für die Betreuung und touristische Nutzung der Fundstelle erstellt werden, die seit 1998 UNESCO-Weltkulturerbe ist. Für den Museumsbau soll zunächst ein internationaler Architektenwettbewerb ausgeschrieben werden.

Das antike Troia wurde 1871 von Heinrich Schliemann auf dem Hügel Hisarlik entdeckt und teilweise ausgegraben. Eine moderne Ausgrabung und wissenschaftliche Bearbeitung dieser mythenbeladenen antiken Stätte begann erst 1988 mit den Arbeiten von Manfred Korfmann. Korfmann interpretierte Troia als bedeutende Handelsstadt zwischen der Ägäis und dem Schwarzen Meer. Dies stieß in Teilen der Forschung auf harte Kritik. Die bekannte Burg war, so Korfmann, nur die Oberstadt einer Metropole mit insgesamt fast 270.000 Quadratmetern Fläche.

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