Archäologischer Nachwuchs aus England gräbt am Paderborner Landeshospital

Paderborn ist für Archäologen ein Paradies: Es gibt kaum Städte, deren mittelalterliche Entwicklung so gut erforscht werden konnte. Studenten aus dem britischen Cardiff durften jetzt eine Woche lang auf der Ausgrabung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) am Landeshospital mitarbeiten. Dabei sammelten sie mit Unterstützung der LWL-Stadtarchäologie nicht nur Grabungserfahrung, sondern konnten auch die hiesigen Arbeitsmethoden näher kennenlernen.

Landeshospital Gräber
Auf der Ausgrabungsfläche am Landeshospital konnten die Archäologen drei Gräber mit zum Teil komplett erhaltenen Skeletten dokumentieren. Foto: LWL

»Solche internationalen Kooperationen sind auch für uns wertvoll, weil sie einen regen Austausch zwischen den Institutionen ermöglichen«, schildert LWL-Archäologin Dr. Sveva Gai. Insgesamt acht Studenten der School of History, Archaeology and Religion an der Cardiff University in Wales und ihre beiden Betreuern haben die Exkursion nach Deutschland selbst organisiert und in eigener Regie umgesetzt.

Die Ausgrabungen am Landeshospital werden bereits seit einem Jahr durchgeführt. Zwischen Kisau, Spitalmauer und Pader wird ein Verwaltungsbau entstehen. Jüngst sind hier neue Grabungsflächen eröffnet worden, um die archäologischen Zeugnisse, die im Boden verborgen sind, weiter zu ergründen.

Die Funde reichen in die ersten fünf Jahrhunderte nach Christus. Darüber hinaus fanden sich Zeugnisse aus der Zeit der ersten Siedlungsgründung, die unter Karl dem Großen entstand. Damals richteten sich die Menschen Grubenhäuser ein. In diesen halbunterirdischen Holzhütten, von denen zwei Exemplare anhand von Pfostenspuren im Boden nachgewiesen werden konnten, lebten und arbeiteten die Menschen.

Reste von Steinmauern lassen auf die ehemalige Bebauung vor der Errichtung des Klosters schließen, das hier in der Mitte des 17. Jahrhunderts gegründet wurde. Dazu zählen der Nordteil eines Gebäudes mit Steinfußboden und Ansatz eines Tonnengewölbes, ein tonnengewölbter Keller und zwei zeitlich aufeinanderfolgende Brunnen. Diese Bauten aus der Zeit vor der Klostergründung gehören vermutlich in das Spätmittelalter und die Frühneuzeit. Schon Bischof Meinwerk griff in die Siedlungsstruktur der civitas Paderburnensis ein, indem er die Hofgräben verfüllen und mit neuen Häusern überbauen ließ. Damals wurden die bestehenden Hofgrenzen zu Gunsten einer dichteren, kleinparzelligen Siedlungsstruktur aufgegeben. Hier lebten und arbeiteten vermutlich Handwerker und weniger gut betuchte Bürger in kleineren Fachwerkhäusern.

1629 wurde auf dem Gelände ein Kapuzinessenkloster gegründet. 1660 erfolgte die Weihe der Kapelle und die Nonnen durften in die neu errichtete Anlage einziehen. Bei den aktuellen Ausgrabungen konnten nordwestlich der noch bestehenden Kapelle die Mauerreste der ehemaligen Sakristei und drei Gräber der hier bestatteten Nonnen freigelegt werden. In den Gräbern waren zwei Skelette in ihren Holzsärgen zur Hälfte und ein Skelett komplett erhalten. Auch an dieser Stelle konnten die Archäologen Spuren der karolingischen Besiedlung im Boden dokumentieren - darunter die Fortsetzung eines vier Meter breiten und zwei Meter tiefen Hofgrabens, der bereits andernorts entdeckt worden war. Zu den weiteren Funden gehört die freigelegte Klostermauer südlich der Kapelle. Sie verläuft von der Kisau auf deren Fassade zu und bildete gleichzeitig den Zugang zum ehemaligen Kloster sowie die Abgrenzung des Klosterareals.

Gebäude mit Steinfußboden
Auch ein Gebäude mit Steinfußboden und dem Ansatz eines Tonnengewölbes wurde bei den Grabungen freigelegt. Foto: LWL
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