Archäologische Brotzeit: Brezen, Semmeln, Kipferl aus dem 18. Jahrhundert
Der Fundort hatte einst die Adresse Hunnenplatz 3. Über Generationen hinweg befand sich in diesem Haus eine Bäckerei. 1753 übernahm sie Johann Georg Held, das belegen Archivalien. Das Gebäude bestand schon seit romanischer Zeit. 1964 wurde es, wie der Großteil des Viertels, abgebrochen.
Die Semmeln, Brezen und das Kipferl stammen, das haben Untersuchungen mit der Radiokarbonmethode (14C-Datierung) ergeben, aus der Zeit zwischen 1700 und 1800. Womöglich hat sie also Johann Georg Held gebacken? »Es ist einer jener seltenen Glücksfälle der Archäologie, es ist das Wissen um einen Alltagsmoment der Geschichte: Ich kann mir richtig vorstellen, wie Bäcker Held die verkohlten Brezen und Semmeln wütend wegwirft – nichtsahnend, dass sie uns heute wichtige Einblicke in die Vergangenheit ermöglichen!«, so Generalkonservator Dipl.-Ing. Architekt Mathias Pfeil, Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege.
Die Semmeln und Brezenstücke sowie das Kipferl waren völlig verkohlt. Nur aus diesem Grund haben sie im Boden die Jahrhunderte überdauert. In den Archäologischen Werkstätten des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege in München wurden die Backwaren eingehend untersucht: Gewürze fanden sich in oder auf keinem der drei Gebäckstücke. Bei den Semmeln handelt es sich wohl um »Doppelte«, das Kipferl war, wie wir es auch heute kennen, aus einem dreieckigen Teigstück gerollt. Nach der Altersbestimmung wurden die Semmeln, die Brezenreste und das Kipferlfragment konserviert. Im Historischen Museum Regensburg sind die rund 250 Jahre alten Backwaren nun ausgestellt. Oberbürgermeister Joachim Wolbergs: »Die Stadt Regensburg bekennt sich zu ihrer Verantwortung, die archäologischen Zeugnisse fachgerecht zu bergen und zu erforschen. Insbesondere am Donaumarkt konnte – auch und gerade durch solche kuriosen Fundstücke – der konkrete Alltag der Menschen vor langer Zeit beleuchtet werden.«
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