Archäologie im Kriegsgebiet
Trotzdem hält der Direktor des Departments für Archäologie der Universität Sanaa Prof. Dr. Mohammed Ali Al-Salami an seiner Aufgabe fest, die Geschichte der Sabäer aufzuarbeiten. Seit wenigen Wochen tut er das von der Friedrich-Schiller-Universität Jena aus, wo er mit Unterstützung der Gerda Henkel Stiftung fünf Monate zu Gast sein wird. Seine Frau und seine beiden Kinder begleiten ihn auf seiner Reise nach Thüringen.
Zwischen ihm und Jena besteht bereits seit knapp zehn Jahren eine enge Beziehung. Grund dafür ist sein Kollege Prof. Dr. Norbert Nebes, der seit mehr als 20 Jahren die antike Kultur der Sabäer erforscht und als einer der renommiertesten Wissenschaftler weltweit auf diesem Gebiet gilt. »Ich kenne Norbert Nebes schon seit den 1990er Jahren, als ich noch an der Universität Sanaa studierte«, sagt der jemenitische Gast. »Schon damals war er häufig in meiner Heimat zu Gast und ich habe unter seiner Leitung an einigen Grabungsprojekten teilgenommen.« Im Jahr 2007 promovierte Al-Salami in Jena. Auch danach standen beide Epigraphiker in regem Austausch, wenn es etwa um die Deutung neuer archäologischer Befunde ging.
Derzeit unterstützt Mohammed Ali Al-Salami Norbert Nebes bei der Erstellung des Sabäischen Wörterbuchs, das vor wenigen Tagen im Internet veröffentlicht wurde, aber bei weitem noch nicht abgeschlossen ist. »Ich widme mich innerhalb des Projektes vor allem den altsabäischen Namen, die in den Inschriften vorkommen«, erklärt der Epigraphiker. »Im Unterschied zu vielen anderen Ländern des Nahen Ostens hat der Jemen eine lange Traditionslinie vom Altertum bis heute bewahrt. Das heißt, dass die gegenwärtigen Bezeichnungen, etwa für Personen, Orte und Stämme, oftmals direkt auf Quellen in der Antike verweisen.« Al-Salami hilft nun den Jenaer Wissenschaftlern dabei, diese Spuren richtig zu deuten und die Namen aus den antiken Inschriften richtig einzuordnen. Nebenbei schreibt er an einigen Aufsätzen, für die er die Jenaer Bibliothek nutzen möchte. Dabei seien ihm auch die anregenden Gespräche mit Norbert Nebes sehr wichtig.
Auch der Jenaer Orientalist freut sich über den Besuch seines ehemaligen Schülers. »Ich habe selbst erfahren, dass es derzeit leider unmöglich ist, im Jemen als Archäologe tätig zu sein«, sagt Nebes. »Umso mehr bewundere ich Mohammeds Engagement an der Universität Sanaa.« Er wolle seinen jemenitischen Kollegen weiterhin dabei unterstützen, schließlich sei die Arbeit in dessen Heimat wichtig für den Erhalt eines einmaligen kulturellen Erbes – und darüber hinaus bereichernd für seine eigene Forschung, wie nicht zuletzt Al-Salamis Beitrag zum Sabäischen Wörterbuch zeigt.
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