Archäologe aus dem Jemen forscht an der Universität Jena
Dank der biblischen Königin gilt das Reich Saba als das wohl berühmteste in der jemenitischen Geschichte. Doch ist es bei weitem nicht das einzige antike Zentrum im Süden der südarabischen Halbinsel. Der Jemen blickt auf eine herausragende vorislamische Geschichte zurück, galt lange Zeit – vor allem dank des kostbaren Weihrauchs – als wirtschaftliches Zentrum im Nahen Osten sowie als Drehscheibe zwischen dem Mittelmeer und Indien. Eine wissenschaftliche Erforschung dieser Vergangenheit ist für jemenitische Forscher allerdings derzeit nahezu unmöglich.
Al-Hajj ist in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa geboren und hat dort Geschichte studiert. Seine Promotion schloss er an der Universität der saudi-arabischen Stadt Ha'il ab, wo er auch jetzt forscht und lehrt. Derzeit konzentriert er sich während seiner Arbeit vor allem auf Inschriften aus dem antiken Königreich Qataban. "Das Reich erstreckte sich über zwei große Wadis im nördlichen Jemen und bestand aus etwa 30 Städten – darunter die Hauptstadt Timna, die direkt an der Weihrauchstraße lag", erklärt der Gast aus dem Jemen. Lange Zeit ordnete Qataban sich dem sabäischen Reich unter, das in der Region eindeutig die Vormachtstellung innehatte. Als dieses Mitte des ersten Jahrtausends vor Christus langsam an Bedeutung verlor, traten die Qatabaner an seine Stelle – eine Dominanz wie Saba erreichte Qataban allerdings nie, da die Zahl seiner Konkurrenten weitaus höher war.
Unter den schriftlichen Zeugnissen, die Al-Hajj im Jemen gesammelt hat, finden sich beispielsweise Votivinschriften, die Informationen darüber liefern, welche Gottheiten die Qatabaner verehrten. Außerdem liegen Rechtstexte und königliche Erlasse vor, deren Inhalte einen Einblick in die politische Situation der Region geben – etwa welche Stämme dort überhaupt zusammengelebt haben. Al-Hajj freut sich über die Gelegenheit, im Austausch mit den Jenaer Spezialisten diesen schriftlichen Schätzen auf den Grund gehen zu können und wertvolle Erkenntnisse über die Geschichte seines Heimatlandes daraus zu gewinnen.
Und auch für die Jenaer Wissenschaftler ist die Zusammenarbeit eine Bereicherung: "Insgesamt wissen wir noch sehr wenig über dieses Gebiet, weswegen die Arbeit unseres jemenitischen Kollegen äußerst wichtig ist", sagt Prof. Dr. Norbert Nebes von der Universität Jena. "Dieser Raum war in der Antike sehr dicht besiedelt und ist deshalb voll von kulturellen Zeugnissen. Das, was wir bisher kennen, ist nur die Spitze des Eisbergs."
Aus diesem Grund sei es bedeutsam, engen Kontakt mit den jemenitischen Altertumswissenschaftlern zu pflegen. "Zum einen möchten wir dabei helfen, dass der Jemen seine Kultur erhalten und weiterhin erforschen kann. Gerade jetzt ist es wichtig, den jemenitischen Kollegen dabei zu helfen, auf einem hohen akademischen Niveau arbeiten und wichtige internationale Verbindungen knüpfen und aufrechterhalten zu können, denn derzeit sind sie häufig sehr isoliert", sagt Nebes, der zu den weltweit angesehensten Experten auf dem Gebiet gilt. "Zum anderen fühlen wir uns den Menschen dort, insbesondere den Altertumswissenschaftlern, persönlich eng verbunden."
Umso schwerer wiegt da der Verlust eines der profiliertesten jemenitischen Kollegen: Vor zwei Jahren verstarb der Altertumswissenschaftler Dr. Mohammed Ali Al-Salami nach schwerer Krankheit 45-jährig während eines Forschungsaufenthaltes in Jena. Er hatte bei Norbert Nebes promoviert und häufig in Jena geforscht. Zudem unterstützte er Nebes und sein Team bei der Arbeit am Sabäischen Wörterbuch, das an der Friedrich-Schiller-Universität erstellt wird.
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