Antikenmuseum der Universität Leipzig erhält Kleinod etruskischer Bronzekunst
Anders als bis 2014 angenommen, handelt es sich nicht um eine moderne Neuschöpfung des 19. Jahrhunderts, sondern um eine etruskische Statuette aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. Der "Leipziger Perseus" ist ab sofort in der Dauerausstellung des Antikenmuseums zu sehen. "Wir dürfen uns glücklich schätzen, bei dieser Statuette nicht nur zur Aufklärung beigetragen zu haben, sondern dieses wissenschaftlich bedeutende Objekt ab sofort auch bei uns zeigen zu können", sagte Prof. Dr. Hans-Ulrich Cain, Direktor des Instituts für Klassische Archäologie und des Antikenmuseums der Universität Leipzig. Sein Amtskollege Dr. Hans-Werner Schmidt, Direktor des Museums der bildenden Künste, erklärte bei der heutigen Übergabe: "Ich freue mich, dass wir erneut dazu beitragen können, die schöne Ausstellung im Antikenmuseum weiter zu bereichern. Unsere beiden Häuser arbeiten seit vielen Jahren sehr gut zusammen. Wir haben den Kollegen nunmehr ein halbes Dutzend Dauerleihgaben sowie neun Objekte zur Nutzung auf Dauer überlassen."
Beim "Leipziger Perseus" handelt es sich um ein wiederentdecktes Kleinod etruskischer Bronzekunst. Bis 2014 galt die Statuette als moderne Neuschöpfung des 19. Jahrhunderts. Bei der Vorbereitung der Ausstellung "Bernini. Erfinder des barocken Rom" stieß die Leiterin der Graphischen Sammlung des Museums der bildenden Künste und Kuratorin der Ausstellung, Dr. Jeannette Stoschek, auf das Werk. "Im April 2014 wurden wir dann um eine Expertise gebeten", sagte Dr. Hans-Peter Müller, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Klassische Archäologie. "Wir haben einen Fachmann für antike Bronzen, Dr. Norbert Franken, und den Metallrestaurator Uwe Peltz von der Antikensammlung an den Staatlichen Museen zu Berlin hinzugezogen. Es stellte sich heraus, dass es sich um eine originale antike Statuette handelt. Gewissheit hat vor allem eine mikroskopische Untersuchung gebracht, mit der eine archäologische Korrosionskruste nachgewiesen werden konnte."
Die Statuette war 1952 aus dem Altbestand der Leipziger Stadtbibliothek vom Museum der bildenden Künste übernommen worden. Nach Leipzig kam sie vermutlich 1714 auf Initiative des Ratsbibliothekars Gottfried Christian Götze beim Ankauf eines Konvoluts von Zeichnungen und Kleinbronzen für das Kunstkabinett der Leipziger Ratsbibliothek. Einzelheiten zur Sammlungsgeschichte ließen sich aber bisher nicht ermitteln. "Somit können wir nur spekulieren, wem der 'Leipziger Perseus' früher gehörte. In Frage kämen beispielsweise aristokratische Familien in Rom. Nicht auszuschließen ist auch, dass er zur Sammlung Christinas von Schweden gehörte, der schwedischen Königin von 1632 bis 1654", erklärte Hans-Peter Müller.
Dargestellt ist Perseus, Sohn des Zeus, einer der berühmtesten Helden in der griechischen Mythologie, der in der ausgestreckten Linken das Haupt der Medusa hält. Perseus soll der schrecklichsten der drei Schwestern der Gorgonen, bei deren Anblick jeder zu Stein verwandelt wurde, den Kopf abgeschlagen haben. Entstanden sein dürfte das Kunstwerk um die Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. in Mittelitalien. Der antike Typus des triumphierenden Helden inspirierte laut Müller wohl auch eine der bedeutendsten Plastiken der italienischen Renaissance, das von Benvenuto Cellini in der Mitte des 16. Jahrhunderts für die Arkaden der Loggia dei Lanzi in Florenz geschaffene Bronzestandbild des Perseus.
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