Andreas Victor Walser erhält Hedwig-Hintze-Preis
Der mit 5.000 Euro dotierte Preis wurde in diesem Jahr zwischen Walser und dem Bielefelder Neuhistoriker Martin Lücke geteilt. Der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD) zeichnet damit alle zwei Jahre herausragende Doktorarbeiten aus der deutschsprachigen Geschichtswissenschaft aus. Walsers preisgekrönte Dissertation trägt den Titel "Bauern und Zinsnehmer. Politik, Recht und Wirtschaft im frühhellenistischen Ephesos".
Walser untersucht ein langes, als Inschrift überliefertes Gesetz, mit dem die Polis Ephesos zu Beginn des 3. Jahrhunderts v. Chr. eine schwere Kreditkrise zu bewältigen versuchte. Am Ende eines mehrjährigen Krieges waren die verschuldeten Bauern nicht in der Lage, vor und während des Krieges aufgenommene Darlehen an ihre Gläubiger zurückzuzahlen. Ihnen drohte deshalb der Verlust ihres Grundbesitzes, den sie als Sicherheit eingesetzt hatten. Um dies zu verhindern, ordnete die Polis in einem Gesetz ein kompliziertes Tilgungsverfahren an, das einen friedlichen Ausgleich zwischen den widerstreitenden Interessen von Bauern und "Zinsnehmern" herstellen und die soziale Stabilität der Polis sichern sollte. Die Inschrift war seit langem bekannt, wurde aber noch nie umfassend untersucht. Walsers detaillierte Studie, die eine neue Edition des griechischen Textes und eine deutsche Übersetzung einschließt, eröffnet exemplarische Einblicke in die politischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Strukturen eines bedeutenden kleinasiatischen Stadtstaates. Die Ergebnisse sind über die Antike hinaus für allgemeine Fragen der Rechts- und Wirtschaftsgeschichte von Interesse.
Andreas Victor Walser studierte an der Universität Zürich Geschichte und Wirtschaftswissenschaften. Nach der Promotion wechselte er an die Münchner Kommission für Alte Geschichte und Epigraphik, wo er sich in einem von der DFG finanzierten Projekt mit "Sympolitien und Synoikismen in der hellenistischen Zeit" beschäftigt.
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