Ägyptologin erhält Akademiepreis des Landes Rheinland-Pfalz
Ursula Verhoeven-van Elsbergen ist seit 1998 Universitätsprofessorin für Ägyptologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und als stellvertretende Sprecherin am Sonderforschungsbereich 295 "Kulturelle und sprachliche Kontakte" beteiligt. Seit 2004 leitet sie ein Feldprojekt in Ägypten, das die Felsnekropole von Assiut in Mittelägypten dokumentiert und interpretiert. Außerdem ist sie Sprecherin der Deutschen Sektion des Internationalen Ägyptologen- Verbandes. Doris Ahnen, Ministerin für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur, und Akademie-Präsidentin Professorin Dr. Elke Lütjen- Drecoll würdigten die Ägyptologin als herausragende Wissenschaftlerin. Der Präsident der Johannes Gutenberg-Universität, Univ.-Prof. Dr. Georg Krausch, gratulierte der Preisträgerin im Namen der Universitätsleitung zu der Auszeichnung, mit der im Jahr der Geisteswissenschaften eine hervorragende Geisteswissenschaftlerin geehrt werde. "Wir freuen uns, dass wieder eine Wissenschaftlerin unserer Universität diesen renommierten Preis für ihre herausragenden Leistungen in Forschung und Lehre erhalten hat", so der Universitätspräsident. Die Vergabe des Akademiepreises an Frau Prof. Verhoeven-van Elsbergen sei insbesondere auch eine Anerkennung für ihren Einsatz bei der Ausbildung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Der Akademiepreis ist mit 25.000 Euro dotiert und für dienstliche Zwecke verwendbar nach freier Entscheidung der Preisträgerin. Der Preis wurde bei einer Feierstunde im Museum für Antike Schifffahrt vergangene Woche in Mainz übergeben.
In der Begründung der Fachjury unter der Leitung des früheren Vorsitzenden des Wissenschaftsrates, Professor Dr. Winfried Schulze, heißt es, Ursula Verhoeven-van Elsbergen habe sich durch ihre Forschung, die eine Vielzahl von Aspekten und Bereichen der altägyptischen Gesellschaft, Sprache und Literatur behandelt, einen internationalen Namen gemacht. Sie vertrete ihr Fach in einer erstaunlichen Breite. Prof. Verhoeven befasst sich mit den Sprachstufen des Alt-, Mittel- und Neuägyptischen und hat ein spezielles Forschungsinteresse an den verschiedenen Formen des Hieratischen, der altägyptischen Schreibschrift. Sie analysiert ferner textliche, bildliche und architektonische Zeugnisse zur altägyptischen Religion sowie zu den Jenseitsvorkehrungen der verschiedenen Bevölkerungsschichten.
In ihrem Festvortrag "Ägyptologie? Ach, das ist ja interessant!" hob Verhoeven-van Elsbergen die Bedeutung der Ägyptologie in der Öffentlichkeit beispielsweise im Rahmen von Ausstellungen hervor sowie ihre Rolle als Wirtschaftsfaktor, etwa in Ägypten. Als Wissenschaftsdisziplin sei Ägyptologie eine ganzheitlich arbeitende historische Kulturwissenschaft. Ganz konkret stellte sie schließlich die Rolle der Ägyptologie an der Universität Mainz dar, wo sich die Studierendenzahlen in diesem Fach innerhalb von 10 Jahren verdoppelt haben. Zurzeit wird Ägyptologie von 222 Studierenden belegt. Prof. Verhoeven wies auch darauf hin, dass die praxisbezogenen Teile des Studiums in Mainz durch jährliche Exkursionen in europäische ägyptische Museen bereichert werden und mehrere Studierende und Graduierte auf Grabungen in Ägypten mitarbeiten. Hier leitet Prof. Verhoeven dank einer Kooperation mit ihrem Kollegen apl. Prof. Dr. Jochem Kahl und einem ägyptischen Kollegen aus Sohag seit 2004 das Feldprojekt zur Dokumentation und Interpretation der Felsnekropole von Assiut. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat das Projekt mittlerweile in die Langfristförderung aufgenommen. Im SFB 295 "Kulturelle und sprachliche Kontakte: Prozesse des Wandels in historischen Spannungsfeldern Nordostafrikas/Westasiens" untersucht Verhoeven mit mehreren Mitarbeiterinnen im interdisziplinären Verbund verschiedene Ausprägungen kultureller Kontakte zwischen Ägypten und der Levante beziehungsweise zwischen Ägypten und Griechenland. Ihr Fazit: "Die Ägyptologie ist weniger ein schönes Orchideen-Fach, als vielmehr ein Kartoffelacker, den wir mit philologischen, historischen und archäologischen Methoden bearbeiten müssen."
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