Ägyptologe Barbagli als Humboldt-Stipendiat an der Universität Trier

Ende Januar hat Dr. Nicola Barbagli seinen ersten Vortrag an der Universität Trier gehalten. Es wird nicht der letzte gewesen sein, denn der italienische Wissenschaftler wird zwei Jahre im Institut für Ägyptologie an der Universität Trier forschen und seine Ergebnisse zu den ägyptischen Priestern im römischen Ägypten unter anderem in weiteren Kolloquiumsbeiträgen vorstellen. Ermöglicht wird dieser Aufenthalt durch ein Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung. Das Förderprogramm eröffnet überdurchschnittlich qualifizierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der ganzen Welt die Möglichkeit, in Deutschland ihren Postdoc-Projekten nachzugehen.

Prof. Dr. Martina Minas-Nerpel und Dr. Nicola Barbagli in der Original- und Abgusssammlung der Universität Trier
Prof. Dr. Martina Minas-Nerpel und Dr. Nicola Barbagli in der Original- und Abgusssammlung der Universität Trier vor einer Büste des Antoninus Pius, römischer Kaiser von 138 bis 161 n.Chr., in dessen Amtszeit Ägypten römische Provinz war. Foto: Universität Trier

Für die Universität Trier und das Fach Ägyptologie ist die Vergabe des äußerst renommierten Humboldt-Stipendiums eine besondere Auszeichnung. "Die Ägyptologie und das Zentrum für Altertumswissenschaften profitieren sehr von der internationalen Verstärkung eines unserer Schwerpunkte, den Forschungen zum griechisch-römischen Ägypten. Das Stipendium trägt darüber hinaus dazu bei, unsere internationale Sichtbarkeit zu stärken", erklärt Prof. Dr. Martina Minas-Nerpel, Geschäftsführerin des Fachs.

Dr. Nicola Barbagli hat die Trierer Ägyptologie für seinen Forschungsaufenthalt ausgewählt, weil er hier hervorragende Bedingungen für seine wissenschaftliche Arbeit vorfindet. Professorin Martina Minas-Nerpel, die 2002/03 selbst Humboldt-Stipendiatin an der University of Oxford war und wie Nicola Barbagli zum römischen Ägypten forscht, wird ihn in dieser Zeit als Mentorin betreuen. "Für uns ist es wunderbar, dass Dr. Barbagli nach Trier gekommen ist und zur Erweiterung des Fachs Ägyptologie beiträgt. Da seine wissenschaftlichen Interessen zu meinen eigenen Forschungsschwerpunkten passen, können wir uns gegenseitig hervorragend unterstützen", sagt Minas-Nerpel. Sie selbst erforscht die ägyptischen Tempelbauten der griechisch-römischen Zeit und leitet dafür internationale Missionen in den Tempelanlagen von Karnak und Shanhur. Darüber hinaus analysiert sie die ägyptische Herrschaftsideologie unter den makedonischen, ptolemäischen und römischen Herrschern, die stark von den ägyptischen Priesterschaften beeinflusst wurde.

Ein weiterer wichtiger Grund, in Trier zu forschen, ist die außergewöhnlich gut ausgestattete Fachbibliothek. Institutsgründer Prof. Dr. Erich Winter und sein direkter Nachfolger Prof. Dr. Sven Vleeming legten dafür einen hervorragenden Grundstock, der von Martina Minas-Nerpel seit ihrem Antritt der Professur im Jahr 2018 kontinuierlich ausgebaut wird.

"Für mich war die Möglichkeit, mit einer Spezialistin für Ptolemäisch, also hieroglyphische Tempelinschriften der griechisch-römischen Zeit Ägyptens, zu arbeiten, einer der Hauptgründe, nach Trier zu kommen. Diese Texte sind wesentliche Quellen für mein Forschungsthema", sagt Nicola Barbagli. Hinzu kommt, dass er seine Kenntnisse des Demotischen vertiefen möchte, da es für seine Thematik hilfreich ist. Demotisch wird weltweit nur an wenigen Universitäten gelehrt. Dabei handelt es sich um eine späte Sprachstufe des Altägyptischen in Kursivschrift, die besonders für dokumentarische Texte genutzt wurde.

Wie ambitioniert Nicola Barbaglis Forschungsvorhaben in Trier ist, zeigt die Tatsache, dass ihm die Humboldt-Stiftung ein Stipendium über den höchstmöglichen Förderzeitraum in diesem Programm von 24 Monaten verliehen hat. Konkret wird der Wissenschaftler aus Florenz das ägyptische Priestertum in der Zeit Ägyptens als römische Provinz über einen Zeitraum von etwa vier Jahrhunderten untersuchen und dafür die elaborierten Königstitulaturen als Quelle und Instrument heranziehen.

In ägyptischen Tempeln wurden die römischen Kaiser als Pharaonen verewigt, deren textliche Darstellung mit traditionellen, aber auch neu geschaffenen Titeln und Epitheta sowie visuell in Reliefs von hochgelehrten ägyptischen Priestern initiiert und inhaltlich ausgeführt wurde. Nicola Barbagli will durch die Erfassung und Analyse dieser Titulaturen Erkenntnisse über die Stellung und geistige Autonomie der Priester, ihre Bedeutung für die Gesellschaft und die Literatur sowie die Vernetzung der Tempel gewinnen. Er beabsichtigt, damit auch neue Aussagen zur Stellung Ägyptens und seiner Eliten im römischen Reich zu treffen.

Nicola Barbagli wurde 2022 an der renommierten Scuola Normale Superiore in Pisa mit einer Arbeit zu den römischen Pharaonen in Ägypten promoviert. Zuvor hatte er nach einem Bachelor-Studium der Geschichte und Bewahrung des kulturellen Erbes an der Universität Florenz (2008–2012) einen Masterabschluss in "Orientstudien: Ägypten, Naher und Mittlerer Osten" an der Universität Pisa (2015) sowie gleichzeitig ein dreijähriges Diplom in Archäologie und Kunstgeschichte an der Scuola Normale Superiore in Pisa erlangt. Bevor er das Stipendium an der Universität Trier antrat, war er Mitarbeiter am Museo Egizio in Turin sowie in verschiedenen Forschungs- und Publikationsprojekten, Mitglied einer internationalen Forschungsgruppe zu Heliopolis, mehrjähriger Stipendiat am Italienischen Institut für historische Studien in Neapel und zuletzt an der American Academy in Rom mit einem Projekt zu ägyptischen Obelisken.

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