3.000 Jahre alte Bronzewerkstatt
Der außergewöhnlich reiche Fund steht in Zusammenhang mit dem frühen Kultzentrum um den Goloring (sog. »Eifel-Stonehenge«) und dem Karmelenberg als frühem Adelssitz. Der Goloring liegt etwa 500 m nordöstlich der
Fundstelle. Die Wall- und Grabenanlage, die in ihrem heute sichtbaren Ausbauzustand eisenzeitlich ist, hat einen Durchmesser von 190 m. Bei dieser Anlage handelt es sich um ein sog. »Henge-Heiligtum«, das inmitten von Grabhügelfeldern liegt. Zusammen mit größeren dorfähnlichen Anlagen in der näheren Umgebung ist hier seit der späten Bronzezeit ein Siedlungszentrum fassbar, dessen Träger mehrere Familien- und Sippenverbände waren, die über mehrere Jahrhunderte dort siedelten. Aus der Zeit seit der Urnenfelderzeit etwa um 1.000 v. Chr. sind gerade um den Karmelenberg ungewöhnlich reiche Funde bekannt, die die besondere auch überregionale Bedeutung der Anlage unterstreichen.
Der eindrucksvolle Fund besteht aus einem sehr dünnwandigen Bronzegefäß, in dem etliche Bronzegegenstände deponiert waren, wie beispielsweise Feinambosse, Lappen- und Tüllenbeile, ein Schwertgriff, ein Nadelkopf sowie Gussreste. Überregional bedeutend ist der konische Bronzeblecheimer, in dem die Gegenstände verborgen und vergraben worden waren. Seine Gefäßschulter ist mit gepunzten Buckeln verziert und zeigt das Vogelbarkenmotiv, eine beliebte Darstellung der späten Bronzezeit in Mitteleuropa. Alle Funde gehören in die Zeit des 9. Jahrhunderts v. Chr. und damit an das Ende der Urnenfelderzeit und weisen auf spezialisierte Werkstätten und damalige Handelswege in Europa hin.
Aufgrund der guten länderübergreifenden Kooperation fragte der zuständige Archäologe aus Rheinland-Pfalz, Dr. Dr. h.c. Axel von Berg, beim LVR-LandesMuseum Bonn an, ob hier aufgrund der langjährigen Erfahrung im Bereich der Erforschung antiker Herstellungstechniken die Funde untersucht werden könnten. Nach eingehenden optischen Untersuchungen mit dem neuartigen Keyence Digitalmikroskop durch Restaurator Frank Willer entnahm er Materialproben, die er in Bonn für eine weitergehende Analyse am Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie in Mannheim präparierte. Dort nahm man die spezifischen Materialbestimmungen mit Röntgenfluoreszenz-Analyse sowie Isotopenuntersuchungen zu den Erzlagerstätten vor. Weiterhin führte Frank Willer detaillierte herstellungstechnische Untersuchungen der Fundstücke durch.
Die gewonnenen Erkenntnisse lassen vermuten, dass es sich bei den meisten Objekten um einen spätbronzezeitlichen Hortfund einer einzigen Werkstatt handelt. Neben qualitätvollen seriellen Güssen von Waffenteilen war man auch in der Lage, Schmuck oder Geräte des täglichen Gebrauchs zu produzieren. Selbst die feinmechanisch anmutenden Werkzeuge stammen aus eigener Produktion und belegen, dass nicht man nicht nur in der Lage war Bronze zu gießen und zu schmieden, sondern auch filigrane Drahtarbeiten ausführte. Die Herkunft des Kupfers belegt eine regionale Produktion, die möglicherweise in unmittelbarer Nähe der Erzproduktion stattgefunden hat. Eigenes gegossenes Material wurde für die Wiederverwendung in Vorrat gehalten. Die recht gute Qualität der Güsse sowie die technischen Ausarbeitung legen nahe, dass es sich bei den Fundstücken um Erzeugnisse einer hoch qualifizierten Werkstatt handelt. Da einige Stücke noch unfertig waren ist zu vermuten, dass die Produktion unterbrochen wurde.
Die Ergebnisse der Materialanalysen und Herstellungstechniken und natürlich die Funde selbst sind bis zum 28. April 2013 im LVR-LandesMuseum ausgestellt.
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