Die beiden Originalfragmente werden so nebeneinander präsentiert, dass die ca. eine Handbreit voneinander entfernten Bruchstellen deutlich zu sehen sind. Auf einer Stellwand dahinter kann man die beiden zusammengesetzten Fragmente als getönte Gipsabgüsse sehen. Daß die originalen Fragmente nicht zusammengesetzt wurden, ist Absicht: die Zerstörung des Originals soll anschaulich bleiben, während die Nachbildungen die Zusammenschau vermitteln. Ein erklärender Text geht auf die eventuellen Umstände der Zerstörung, die Komposition des einst vollständigen Sarkophages, die dargestellten Themen und ihre Bedeutung ein. Die Frage, welcher Gewaltakt – Krieg, Naturkatastrophe, Transportunfall – diesen Marmorsarkophag in einzelne Teile zerspaltet hat, ist heute nicht mehr feststellbar. Schon antike Grabinschriften verfluchten häufig diejenigen, die ein Grab zu plündern und zu beschädigen beabsichtigten. Kommerzielle Gier könnte auch einen Antikenhändler zur Zerstörung des vollständigen Werkes veranlasst haben, um mit größerem Gewinn mehrere Fragmente zum Verkauf anzubieten. Sonst nicht verwertbare Marmorteile brannte man häufig zu Kalk.
Das antike Relief bildete ursprünglich die Vorderseite eines römischen Sarkophag-Kastens, auf dem ein Deckel mit im Zentrum angebrachter Inschrifttafel lag. Dieser ist verloren. Die Kastenfront war nach einem festgelegten Schema durch Säulen in fünf Nischen mit abwechselnden Bekrönungen gegliedert. Auf dem Berliner Fragment steht die verstorbene Sarkophaginhaberin betend zwischen zwei Aposteln in der Mittelnische, die als Muschelbaldachin mit Muschelschloss besonders hervorgehoben war. Die links anschließende Nische trug einen profilierten Dreiecksgiebel und zeigte die Heilung eines Blinden durch die wundertätige Hand des jetzt größtenteils verlorenen Christus im Beisein eines Jüngers im Hintergrund.
Auf dem Bonner Fragment fügt sich rechts an die mittlere Muschelnische ebenfalls ein profilierter Dreiecksgiebel mit einer weiteren Wundertat an: Der jugendliche Christus erlöst durch Handauflegung eine vor ihm kniende Frau von ihrer Krankheit. Im Hintergrund wiederum ein Jünger. Die beiden noch fehlenden Außennischen waren schließlich durch profilierte Rundbögen nach oben hin abgeschlossen, wie der erhaltene Ansatz auf dem Bonner Fragment andeutet.
In den Museen der Welt werden Hunderte solcher Bruchstücke aufbewahrt. Eine kleine Auswahl ist in einem Raum der Ausstellung zu sehen. Sie alle gehörten einmal zu vollständigen Sarkophagbildern, dennoch ist es ein eher seltenes Glück, wenn sich – wie im vorliegenden Fall – Passendes wirklich so präzise aneinanderfügen läßt. Für die archäologische Forschung bleibt es Reiz und Ansporn, weiterhin nach fehlenden Teilen zu suchen, um sie vervollständigt im Museum präsentieren zu können.