Später verwilderten einige der ursprünglich domestizierten Pferde wieder und wurden dadurch die Urahnen aller heute lebenden Przewalski-Pferde. Eine damals vorhandene zweite Pferdeart ersetzte Przewalski-Pferde als Hauspferd und begründete damit die Linie, von der alle modernen Hauspferde abstammen.
Die Geschichte von Menschen und Pferden ist seit mehreren Jahrtausenden eng verknüpft. Nach aktuellem Verständnis stammen alle heutigen Hauspferde von Pferden ab, die schon in der Kupfersteinzeit (etwa 3500 v. Chr.) domestiziert wurden. Pferdejäger-Kulturen aus dem heutigen Kasachstan gelten als die ersten Domestizierer von Pferden. Archäologische Untersuchungen der letzten Jahrzehnte belegen diese Ansicht. Es wurden Hinweise sowohl auf das Melken als auch auf das Anspannen von Pferden gefunden.
Mit den genetischen Untersuchungen archäologischer Pferdeüberreste wollten die Forscher nun nachvollziehen, wie genau sich die ersten Schritte der Pferdedomestikation abspielten. Als einziges überlebendes Wildpferd galt bisher das sogenannte Przewalski-Pferd, das heute in der mongolischen Steppe beheimatet ist. "Anhand von Genomvergleichen fanden wir heraus, dass die ursprünglichen Przewalski-Pferde domestiziert wurden", erklärt Arne Ludwig, Genetiker am Leibniz-IZW. "Die Ahnen der modernen Hauspferderassen wurden aber erst 2000 Jahre später in den Haustierstand überführt. Das deutet darauf hin, dass die heute lebenden Przewalski-Pferde keine direkten Nachfahren der ursprünglichen wilden Form des Przewalski-Pferdes sind, sondern sie stammen von sekundär verwilderten Hausprzewalskipferden ab. Ähnlich wie beim Europäischen Mufflon handelt es sich bei den Przewalskipferden also um sekundär verwilderte Haustiere. "Bei den laufenden und zukünftigen Auswilderungsprojekten sollte dieses Wissen zukünftig berücksichtigt werden", empfiehlt Ludwig.
Publikation
Ancient genomes revisit the ancestry of domestic and Przewalski’s horses
Science. 22 Feb 2018
DOI: 10.1126/science.aao3297