In einem jetzt in der internationalen Fachzeitschrift Environmental Research Letters erschienen Übersichtsartikel erörtert das interdisziplinäre Team aus den Geowissenschaften und der Archäologie wichtige Erkenntnisse über Klimaresilienz in den vergangenen 5000 Jahren. Gleichzeitig betonen die Autorinnen und Autoren die noch bestehenden Wissenslücken und zeigen mögliche neue Forschungsansätze auf.
"Wir wollten verstehen, wie Gesellschaften trotz Risiken stabil, widerstandsfähig oder sogar prosperierend bleiben konnten. Das Ziel ist, aus vergangenen Erfolgen und Misserfolgen nachhaltige Strategien für die Zukunft abzuleiten, auch wenn der aktuelle, von Menschen verursachte Klimawandel in seinen Dimensionen die prä-industriellen Klimaveränderungen der vergangenen 5000 Jahre sprengt", betont der Erstautor Dr. Liang Emlyn Yang von der LMU, ehemaliges Mitglied der Kieler Graduiertenschule "Human Development in Landscapes" und des Exzellenzclusters ROOTS.
In ihrer Studie zeigen die Forschenden Beispiele historischer Anpassung an klimatische Herausforderungen beginnend mit frühen Jäger- und Sammlergemeinschaften bis hin zu industriellen Gesellschaften. "Dabei zeigt sich, dass mit zunehmender Technologisierung der Gesellschaften auch die Anpassungsfähigkeit der Menschen zunimmt", erklärt Co-Autorin Mara Weinelt, wissenschaftliche Koordinatorin von ROOTS. Gleichzeitig habe die Industrialisierung global zu großen wirtschaftlichen Unterschieden geführt, was sich in sehr unterschiedlicher Widerstandsfähigkeit gegen oder Anfälligkeit für Klimarisiken auswirke.
Auch wenn bereits zahlreiche Beispiel für die Widerstandsfähigkeit von menschlichen Gemeinschaften gegenüber Klimaveränderungen in verschiedenen geografischen Maßstäben und historischen Kontexten bekannt sind, betonen die Verfasserinnen und Verfasser des Artikels den großen Bedarf an zusätzlicher Forschung. Sie schlagen die Entwicklung eines neuen wissenschaftlichen Fachgebiets "Klimaresilienz-Forschung" vor, in das historische und archäologische Erkenntnisse einfließen sollen, um Resilienzstrategien für unsere Gegenwart und die Zukunft zu entwickeln. "Das ist nur möglich, wenn verschiedene wissenschaftliche Disziplinen eng zusammenarbeiten, um die komplexen Zusammenhänge der Resilienz über Zeit und Raum hinweg zu verstehen", betont Mara Weinelt.
Der Artikel ist gleichzeitig die redaktionelle Einführung in den Themenschwerpunkt "Soziale Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimaveränderungen in den vergangenen 5000 Jahren" (Social Resilience to Climate Changes Over the Past 5000 Years) in den Environmental Research Letters. Der Schwerpunkt zielt darauf ab, verschiedene Fälle, Erscheinungsformen und Veränderungen der sozialen Resilienz gegenüber Klima- und Umwelteinflüssen aus prähistorischer, historischer und zeitgenössischer Sicht, aus lokaler und globaler Perspektive sowie aus theoretischer, empirischer und quantitativer Modellierungsperspektive zu verstehen.
Publikation
Social resilience to changes in climate over the past 5000 years
Environ. Res. Lett. 29.11.2024
DOI: 10.1088/1748-9326/ad95a3