Auf dem Gelände des ehemaligen Landeshospitals in Paderborn entdeckten die Ausgräber eine Siedlung mit mehreren Bauernhöfen. Einige ausgewählte Fundstücke der Ausgrabung aus dem 17. Jh. sind ab dem 17. März im Museum in der Kaiserpfalz zu sehen.
Was Karl der Große in Paderborn plante und umsetzen ließ, hat über viele Jahrhunderte das Gesicht der Stadt geprägt. Als er 776 auf dem heutigen Domhügel die Kaiserpfalz errichten ließ, sorgte er zunächst dafür, dass auch die leiblichen Bedürfnisse nicht zu kurz kamen. Westlich der Warmen Pader entstand deshalb die Siedlung mit mehreren Höfen. Die Bewohner nutzten die fruchtbaren Böden, um Getreide anzubauen. Sie waren damit Garanten dafür, dass die Versorgung der Kaiserpfalz mit Lebensmitteln gesichert war.
"Doch schon vor über 2000 Jahren lockten die guten Böden Bauern an die Pader, die damals hier ihre Vorratsgruben anlegten", erklärt LWL-Archäologe Dr. Sven Spiong die Situation. "Siedler aus den ersten fünf Jahrhunderten nach Christus hinterließen immer wieder ihre deutlichen Spuren im Boden. Aber erst in der Zeit Karls des Großen lebten hier kontinuierlich Bauern in großen Höfen", deutet er die aktuellen Ausgrabungsergebnisse.
Die archäologische Ausgrabung wirkt auf den ersten Blick für Laien sehr unübersichtlich: Gruben, Mauern und Gräben aus zwei Jahrtausenden Siedlungsgeschichte drängen sich im Boden auf engstem Raum. Die Archäologen können darin lesen wie in einem Buch und eine Chronik der Ereignisse rekonstruieren. Reihen von Pfostenlöchern zeigen beispielsweise die Lage der Wohnhäuser an, die hier über 250 Jahre hinweg immer wieder an gleicher Stelle erneuert wurden.
In kellerartigen Nebengebäuden wurde Flachs, der im Rahmen der Fruchtfolge angebaut wurde, zu Tüchern verwebt. Das Grabungsteam hat einige Bruchstücke von tönernen Gewichten gefunden, die beim Weben an den Webstühlen angebracht waren. Sie sind die einzigen Zeugen der Arbeit, die in diesen sogenannten Grubenhäusern verrichtet wurde.
Die Höfe waren durch mächtige Gräben voneinander getrennt. Einen solchen gut vier Meter breiten und zwei Meter tiefen Hofgraben konnten die LWL-Fachleute nun etwa 150 Meter südlich vom Zusammenfluss der Paderquellflüsse freilegen. Er führte rechtwinklig auf die Warme Pader zu. Von den Hofstellen beiderseits des Grabens wurden sowohl Grubenhäuser als auch größere Pfostenbauten des späten 8. bis frühen 11. Jahrhunderts entdeckt.
Bereits in den Jahren 1998 und 2003 konnten die Archäologen etwa 100 Meter weiter südlich an der Kuhgasse einen ähnlichen Graben dokumentieren. Pfostenreihen an beiden Grabenrändern zeigen, dass sich hier ebenfalls bis zum frühen 11. Jahrhundert zwei Hofstellen voneinander abgrenzten. Dann griff Bischof Meinwerk (1009 bis 1036) in die Struktur der Siedlung ein. Er ließ die Hofgräben verfüllen und mit neuen Häusern überbauen. Aus der Vita des Bischofs ist zu erfahren, dass er hier Bedienstete und Handwerker des bischöflichen Hofes ansiedelte. Die neuen Befunde und vermehrten Nachweise für verschiedene Handwerker wie Metallgießer, Knochenschnitzer und Schmiede zeigen nun, wie sehr er damit in die Binnenstruktur der Siedlung eingriff. Die über Jahrhunderte bestehenden Hofgrenzen wurden zu Gunsten einer dichteren, kleinparzelligen Siedlungsstruktur aufgegeben.