In dem Verfahren, an dem elf aus Landschafts-, Hochbauarchitekten und Stadtplanern bestehende interdisziplinäre Teams teilgenommen haben, setzten sich hg merz (Stuttgart)/ Topotek 1 (Berlin) und Prof. Nagel, Schonhoff + Partner (Hannover)/ Prof. Will (Dresden) durch. „Ziel des Landes Hessen und der Stadt Lorsch ist es, die Erlebbarkeit der Welterbestätte deutlich und nachhaltig zu verbessern und dabei die authentischen Bauten in historisch gewachsenen und modern gestalteten Freiräumen in einer neuen Qualität zu präsentieren“, sagte Staatsministerin Eva Kühne-Hörmann bei der Vorstellung der Ergebnisse in Lorsch.
Im Rahmen des Investitionsprogramms des Bundes für nationale Welterbestätten werden in den nächsten drei Jahren 11,5 Millionen Euro in Kloster Lorsch investiert. Dabei kommen aus Bundesmitteln 4,6 Millionen Euro, vom Land 4,1 Millionen Euro und von der Stadt Lorsch 2,7 Millionen Euro. Gefördert werden sechs Teilprojekte:
- Die Erforschung des Fragments der Klosterkirche und eine Aufwertung der baulichen Achse, deren Mittelpunkt sie ist;
- der Ausbau der nachklösterlichen Zehntscheune zu einem „Wissensspeicher“, in dem einmal die Bauskulptur des Klosters und die wichtigsten archäologischen Funde gezeigt werden;
- die teilweise Sanierung der Klostermauer;
- Maßnahmen zum Umgebungsschutz rund um das Lorscher Mutterkloster Altenmünster;
- ein beide Kernzonen verbindender Themenweg („Kulturachse“);
- die modellhafte Darstellung eines karolingischen Herrenhofs in Form eines Freilichtmuseums außerhalb der so genannten Pufferzone.
Aufgabe des Wettbewerbs, zu dem die Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen eingeladen hatte, war es, diese sechs Projekte zusammenzubinden. „Dabei soll die Authentizität des historischen Ortes erhalten bleiben und keine Rekonstruktion verlorener Bausubstanz erfolgen. Die Gestaltung soll den Ort nicht dominieren und die Beiträge aller Epochen gleichrangig respektieren“, erläuterte Ministerin Kühne-Hörmann.
Der Entwurf von hg merz / Topotek 1 sieht vor, die Relikte der Klosteranlage Lorsch im chronologischen Zusammenhang ihrer Entstehungsgeschichte vom benachbarten Kloster Altenmünster her zu entwickeln. „Dadurch wird die latente Gefahr einer vorgefassten Erwartungshaltung in der Erfahrbarkeit des Klosterareals Lorsch zugunsten der Schaffung einer völlig neuen, weil unbelasteten Dramaturgie und Qualität der Rezeption beider Klosterstandorte vermieden“, urteilte das Preisgericht. „Im gleichberechtigten, wertfreien Nebeneinander der überkommenen Zeitzeugnisse von Topographie, Architektur und Kulturlandschaft wird in Ost-West-Richtung ein Besucherweg inszeniert, der die Torhalle, im Gegensatz zur bisherigen Besucherführung, als Abschluss und Höhepunkt der Annäherung an Kloster Lorsch definiert.“
An dem Entwurf von Nagel, Schonhoff + Partner / Will würdigte das Preisgericht das klare und überzeugende landschaftsarchitektonische Konzept, das sich auf die wesentlichen Elemente der Klosterlandschaft konzentriere, und das geglückte Besucherleitsystem mittels eines Leporellos und so genannter Gedankenstriche im Boden. Die Erschließung des Klosters von der Stadtseite, also von Westen her sei archäologisch korrekt. „Die vage Kennzeichnung der Spuren von Klosterbaulichkeiten in beiden Kernzonen durch eine differenzierte Vegetationsdecke entspricht der bisherigen Kenntnis dieser Orte“, so das Preisgericht.
Der Wettbewerb enthält so genannte Realisierungs- und Ideenteile. Vorgesehen ist eine stufenweise Realisierung der in das Investitionsprogramm einbezogenen Projektbausteine innerhalb des gesetzten Zeitplans von 2010 bis 2013. Die beiden Siegerentwürfe sollen nun entsprechend den Auflagen und Empfehlungen des Preisgerichts jeweils überarbeitet werden. Die endgültige Entscheidung trifft die Jury dann am 15. Juni.
Alle Wettbewerbsarbeiten sind im Paul-Schnitzer-Saal des Museumszentrums Lorsch (Nibelungenstraße 35, 64653 Lorsch) bis Montag, 19. April 2010, jeweils von 10 bis 17 Uhr zu sehen.