Als die Römer auf ihrem Feldzug nach Germanien vorstießen, trafen zwei Welten aufeinander. Während südlich der Alpen bereits Städte mit hochentwickelter Infrastruktur wuchsen, lebten die Germanen noch in kleinen Siedlungen mit strohgedeckten Holzhäusern. Die Römer beherrschten die Produktion von Ziegeln in unterschiedlichsten Formaten und brachten dieses Wissen in die besetzten Gebiete mit - aber eben nicht nach Lippe, denn nach dem Sieg über Varus traten die Eroberer bekanntlich den Rückzug an. Auf welchen Luxus die Vorfahren der Lipper verzichten mussten, zeigt das LWL-Industriemuseum jetzt in Lage.
Unter den 120 Exponaten von Leihgebern aus Mainz, Trier und München befinden sich 2000 Jahre alte Ziegel für Mauern, Böden und Dächer in den verschiedensten Formaten, aber auch Wasserrohre, das Bruchstück einer Theatermaske aus Ton und Öllämpchen. Eine besondere Rolle spielt die Ausgrabung der römischen Legionsziegelei in Dormagen, bei der ein Ziegelofen freigelegt wurde. Das LWL-Industriemuseum wird diesen Ofen auf dem Gelände der historischen Ziegelei während der Laufzeit der Ausstellung originalgetreu im Format 1:1 nachbauen. Wandmalereien und Bodenmosaike geben Einblicke in das Thema "Schöner Wohnen" vor 2000 Jahren. Eine Vielzahl von Stirnziegeln lässt erahnen, wie prachtvoll manches Dach verziert war. Auch die Versorgung mit Frischwasser über Kilometer lange Leitungen aus Tonrohren und die Beheizung der berühmten Thermen sind Thema der Ausstellung.
Im Kolosseum in Rom wurden über eine Million Ziegel verbaut. Die Exponate im Bereich "Arenen und Theater" reichen vom Öllämpchen mit Gladiatoren, über ein Bruchstück einer tönernen Theatermaske bis hin zu einem hölzernen Übungsschwert. Die Besucher verlassen die Ausstellung über eine "Gräberstraße", wie sie einst zu jeder Stadt führte. Ein Ziegelgrab samt Beigaben, das man in Heidelberg fand, ist hier ausgestellt.