»Mit der Lage der Wallburg am Hang sind Erosionsschäden regelrecht vorprogrammiert - das Bodendenkmal ist gefährdet«, begründet Dr. Christoph Grünewald von der LWL-Archäologie die aktuellen Prospektionsgrabungen. Die markanten Wälle der Anlage sind schon vor Jahrzehnten im Rahmen der landwirtschaftlichen Nutzung eingeebnet worden. Jetzt gehe es den Forschern darum, die Entwicklung des Enthaltungszustands der Wallburg mit modernsten wissenschaftlichen Methoden zu dokumentieren, so Grünewald.
Bereits Ende des 19. Jh. interessierten sich Archäologen für die historischen Relikte, die damals noch deutlicher in der Landschaft und in alten Karten abzulesen waren. Mancher der damaligen Forscher, die dem Militär eng verbunden waren, erhofften sich an dieser Stelle gar Zeugnisse römischer Kriegsaktivitäten. Tatsächlich kamen bei Ausgrabungen in den Jahren 1898 und 1899 jedoch keine römischen Speere und Rüstungen zum Vorschein, sondern neben einer Fibel aus dem 9. Jahrhundert vor allem Keramik aus dem 10. und 11. Jahrhundert. »Wir haben es hier mit einem Denkmal zu tun, das uns viele Informationen über die Zeit des karolingischen Landesausbau vermitteln kann«, schildert Grünewald, »heute mehr als vor über 100 Jahren, denn die modernen Forschungsmethoden ermöglichen weit tiefergehende Einblicke.«
Aufschluss über den Aufbau der Wallbefestigung erhoffen sich die Archäologen von den jetzt angelaufenen Prospektionsuntersuchungen. Nicht weniger gespannt sind die LWL-Archäologen auf das, was sie im Inneren der Anlage erwartet. »Bei den älteren Grabungen hatte man nur Grubenhäuser gefunden. Wir hoffen, jetzt Anhaltspunkte für Wohn- und Wirtschaftsgebäude zu bekommen«, konkretisiert Grünewald die wissenschaftlichen Fragestellungen. Dafür wird ein vier Meter breiter Suchschnitt angelegt, der durch den Wall bis ins Innere der 150 mal 125 Meter großen Anlage vordringt. Ob dort tatsächlich Wirtschaftsgebäude oder andere Bauwerke aus Holz oder gar Stein zum Vorschein kommen, wird sich zeigen.
Fest steht, dass die Dolberger Wallburg einmalig ist. »Es gibt keine zweite solche Anlage im Münsterland«, betont der Wissenschaftler. Aufgrund des Kalk-Felsens im Untergrund ist davon auszugehen, dass Spuren einer Bebauung hier anders als an anderen Fundorten deutlich sichtbar sein werden. Dann wird es vielleicht auch Antworten auf die Frage geben, um was für eine Art Wallburg es sich genau handelte, wie sie genau aufgebaut war und ob hier tatsächlich herrschaftliche Bewohner residierten.
Etwa drei Monate lang werden die LWL-Archäologen die Wallburg untersuchen. Möglich macht die Forschungsarbeit Egon Große Berkhoff. Er ist der Eigentümer des Ackers, unter dem die Anlage verborgen liegt.