Die diesjährige Grabung am Kapellenberg läuft seit dem 15. August noch bis 2. September. Im Verlaufe der vergangenen Jahre zeigte sich, dass dort der Bau der umlaufenden und heute noch sichtbaren Wallanlage um das Jahr 4100 v. Chr. begann. Nach 3600 v. Chr. durchlief sie ihre letzte, heute noch sichtbare Ausbauphase. Die Befestigung existierte zur Zeit der jungsteinzeitlichen Michelsberger Kultur (4300 bis 3500 v. Chr.). Zahlreiche Oberflächenfunde im Innenraum zeigen, dass dort eine Siedlung existiert haben muss. Diese Innenraumbesiedlung wird seit 2013 an verschiedenen Stellen untersucht. Mittlerweile deutet sich an, dass das Plateau um den Meisterturm wohl nur während eines kurzen Zeitraumes zwischen 3700 und 3600 v. Chr. besiedelt war. Die Befestigung diente zu anderen Zeiten vielleicht eher als Fluchtburg.
Örtlicher Grabungsleiter in diesem Jahr ist Jonas Nowaczek. Er beschäftigt sich in seiner laufenden Magisterarbeit auch mit den möglichen Beziehungen zwischen dem Kapellenberg und einer Siedlung aus derselben Zeit bei Hattersheim. Das Grabungsteam besteht aus Studierenden der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Goethe-Universität Frankfurt. Die diesjährigen Grabungsflächen liegen im Bereich des Plateaus nördlich des Meisterturms.
Seit 2008 gräbt das Römisch-Germanische Zentralmuseum und der Arbeitsbereich Vor- und Frühgeschichte des Instituts für Altertumswissenschaften der Johannes-Gutenberg Universität in Mainz am Kapellenberg in Hofheim. Die Forschungen leitet Professor Detlef Gronenborn. Die Grabungen finden in Zusammenarbeit mit der hessenARCHÄOLOGIE statt und werden von der Stadt Hofheim unterstützt.
Mittlerweile gibt es durch die langjährigen Untersuchungen eine erhebliche Menge an Wissen über den Kapellenberg. Die Forschungsergebnisse sollen nun an die Bürger dauerhaft weitegegeben werden. Dafür hat die Stadt Hofheim gemeinsam mit dem Römisch-Germanischen Zentralmuseum für die Jahre 2016 und 2017 über die »Stiftung Flughafen Frankfurt/Main für die Region« einen Zuschuss für das Projekt »Archäologie der Region erleben« erhalten.
Das Projekt kombiniert Grabungen und Analysen in den Jahren 2016 und 2017 mit einer ausführlichen Wegbeschilderung. Diese wird im Stil des Regionalparks RheinMain erstellt und später in diesen integriert. Die Errichtung der Beschilderung ist für das Frühjahr 2017 vorgesehen. Mit dieser Kombination von öffentlicher Präsentation und Forschung wird die regionale Geschichte und Identität für die Bürger erfahrbar.
Das Grabungsteam bittet ausdrücklich darum, die bereits gesetzten Markierungen im Boden zu belassen und auch keine privaten Schürfungen zu unternehmen. Jeder Bodeneingriff zerstört das einmalige Denkmal Kapellenberg weiter und damit wichtige Erkenntnisse zur Vergangenheit des Rhein-Main-Gebietes und seiner Rolle in Europa.