Wegen der geplanten Erschließung eines Baugebietes in Verl (Leinenweg) wurde eine archäologische Ausgrabung erforderlich, die die LWL-Außenstelle Bielefeld fachlich begleitet hat. Bereits 1939 und 1955 wurden an der ehemaligen Ziegelei, zirka 200 Meter südwestlich des Neubauareals, mittelalterliche Keramikscherben aus dem 9./10. Jahrhundert geborgen.
Von Ende Februar bis Anfang April legte eine archäologische Fachfirma in Zusammenarbeit mit der Unteren Denkmalbehörde der Stadt fünf Suchschnitte an, um das Baugebiet auf archäologische Substanz zu überprüfen. Dabei wurde das Grabungsteam fündig: »Östlich der ehemals durch die Ziegelei genutzten Flächen beweisen einzelne Pfostengruben und Überreste von Hochäckern, sogenannten Wölbäckern, zwei frühere Nutzungsphasen des Geländes«, beschreibt Grabungsleiter Dr. Bernhard Sicherl von der Fachfirma Archäologie am Hellweg eG die Befundlage. »Nach einer frühmittelalterlichen Nutzungsphase wurde das Areal im Mittelalter noch als Ackerland genutzt.«
Die Hofstelle zu den Befunden muss in direkter Nähe gelegen haben: »Es erscheint gut möglich, dass sie einst auf der Kuppe der leichten Erhebung südlich des Ölbachs und damit unter den jetzigen Gebäuden am Bonhoefferweg lag«, vermutet LWL-Archäologin Dr. Julia Hallenkamp-Lumpe: »Vielleicht können wir bei künftigen Bodeneingriffen Überreste dieser vermuteten Ansiedlung erfassen.«
Für die Verler Stadtgeschichte sind die neuen Grabungsergebnisse wichtig. »Die frühmittelalterlichen Scherbenfunde zeigen zum einen, dass Verl bereits vor der ersten urkundlichen Erwähnung eines Hofes im Verler Land aus dem Jahr 1088 besiedelt war«, erläutert Dr. Sven Spiong, Leiter der LWL-Außenstelle Bielefeld. »Zum anderen machen sie und die im Boden erhaltenen Spuren menschlicher Eingriffe deutlich, dass wir auch im Verler Stadtgebiet mit archäologischer Substanz rechnen dürfen. Baumaßnahmen müssen wir entsprechend begleiten.« Untere Denkmalbehörde und die Fachleute der LWL-Archäologie wollen daher die Zusammenarbeit auch in Zukunft weiterführen.