Von sehr alten und etwas jüngeren Felszeichnungen: Abri Castanet und Grotte Chauvet

Die vor fünf Jahren im Abri Castanet in Südfrankreich entdeckten Felszeichnungen und Gravuren dürften mit einem Alter von 37.000 Jahren zu den ältesten bekannten Wandmalereien zählen. Die außergewöhnlichen Zeichnungen in der Grotte Chauvet sind mindestens 21.000 Jahre alt, wie eine neue Studie erbrachte.

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Mit schwarzer und Roter Farbe gezeichnete Tierdarstellung aus dem Abri Castanet (© Raphaëlle Bourrillon)
Mit schwarzer und Roter Farbe gezeichnete Tierdarstellung aus dem Abri Castanet (© Raphaëlle Bourrillon)

Seit 15 Jahren werden die Fundstellen am Abri Castanet in der Dordogne von einem internationalen Team untersucht. Die Ausgrabungen am Abri Castanet und dem benachbart liegenden Abri Blanchard lieferten zahlreiche Schmuckgegenstände, wie durchbohrte Muscheln und Tierzähne, Specksteinperlen sowie gravierte und bemalte Kalksteinplättchen.

Im Jahr 2007 entdeckte das Team auf einem 1,5 Tonnen schweren Kalksteinbrocken, die flächig angebrachten Felsgravuren und -zeichnungen. Die Forscher konnten nachweisen, dass der herabgestürzte Stein einst Teil eines Felsüberhanges war, der aurignacienzeitlichen Jägern als Lagerplatz diente. Die Tierdarstellungen und geometrischen Figuren bildeten sozusagen die »bemalte Decke« des bewohnten Areals. Den Radiocarbon-Datierungen zufolge sind sowohl die Felszeichnungen als auch die Siedlungsstelle um die 37.000 Jahre alt und stehen somit am Anfang des Aurignacien, der ersten Epoche des modernen Menschen in Europa.

Neben ihrem Alter ist vor allem die Tatsache interessant, dass die Malereien Teil einer Siedlungsstelle der paläolithischen »Jäger & Sammler« war. Felszeichnungen wurden also nicht nur in unbewohnten, nur zu »rituellen Zwecken« aufgesuchten Höhlen angebracht, wie beispielsweise in der Grotte Chauvet, sondern waren Teil des alltäglichen Lebens.

Weil die Darstellungen in der Grotte Chauvet von einer hohen künstlerischen Abstraktion und Darstellung sind, die man stilistisch eigentlich erst im Magdalénien am Ende der Altsteinzeit erwartet hatte, ist die C14 datierte sehr frühe Entstehungszeit zwischen 35.000 und 25.000 Jahren immer wieder in die Kritik geraten. In diesem »Datierungsstreit« hat ein Team um Benjamin Sadier von der Université de Savoie nun einen neuen Weg eingeschlagen. Die Forscher haben die Felsstürze am Eingang der Höhle untersucht und kommen in ihrer Studie zu dem Ergebnis, dass die Höhle vor 21.000 Jahren definitiv verschüttet wurde und nicht mehr betreten werden konnte. Eine Entstehung im Magdalénien ist damit völlig ausgeschlossen.

 

Publikation

Randall White, Romain Mensan, Raphaëlle Bourrillon et al.
Context and dating of Aurignacian vulvar representations from Abri Castanet, France.
Proceedings of the National Academy of Sciences, 2012 DOI: 10.1073/pnas.1119663109

Benjamin Sadiera, Jean-Jacques Delannoya, Lucilla Benedetti
Further constraints on the Chauvet cave artwork elaboration.
Proceedings of the National Academy of Sciences, May7, 2012 DOI: 10.1073/pnas.1118593109