Das Jahr 1225 war ein historischer Wendepunkt für die Region. Während eines Überfalls kommt der Kölner Erzbischof Engelbert, einer der mächtigsten Männer des Reiches, gewaltsam ums Leben. Das Ereignis, das damals die ganze Ruhrregion veränderte, ist Ausgangspunkt der der 1,7 Millionen Euro teuren Ausstellung über Ritter, Burgen und Intrigen.
"Die Kölner Dominanz war nach dem Tod des Bischofs vorübergehend gebrochen. Lokalgrößen gelangten nun zu mehr Macht, was einen regelrechten Bauboom auslöste", sagte LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch bei der Vorstellung am gestrigen Donnerstag in Herne. Zahlreiche Burgen seien in dieser Zeit entstanden. Mit jeder Festung habe ein Adeliger seinen Machtanspruch untermauert.
Die Ausstellung gibt eine Übersicht der mehr als 400 Burgen, die es zwischen Emscher und Ruhr gegeben hat. "Das heutige Ruhrgebiet weist eine der höchsten Burgendichten Europas auf", so Kirsch. Doch auch das Entstehen mehrerer benachbarter Zentren, das die Ruhrregion bis heute prägt, sei letztlich auf die Ermordung des Erzbischofs zurückzuführen.
Auf einer Ausstellungsfläche von 1.500 Quadratmetern inszeniert das LWL-Museum für Archäologie eine Spurensuche nach den Überresten dieser Zeit in der heute vollkommen verwandelten Landschaft an Ruhr, Emscher, Lippe und Rhein. Etwa 1.000 Ausstellungsstücke wie Waffen, Rüstungen, goldene Reliquiare oder Kochgeschirr sowie Nachbildungen zum Anfassen und Ausprobieren zeigen, wie die Menschen im 13. Jahrhundert lebten.
Die verschiedenen Lebensbereiche des Mittelalters werden in bühnenartigen Themenräumen in Szene gesetzt. Vom Familienleben und Ständewesen, der Rechtsprechung und Gesetzgebung, der Bedeutung von Kirchen und Klöstern, vom Reisen, dem Rittertum und dem Burgbau spannt sich der Bogen bis zu einer der letzten großen Ritterschlachten im Jahr 1288. Dabei präsentiert "Aufruhr 1225!" auch unbekannte und kuriose Seiten dieser Epoche. Die Schau erklärt beispielsweise, was die blutbefleckten Kleider des ermordeten Erzbischofs auf der Hochzeitstafel des Königs verloren haben, oder warum die Hände eines Gehenkten als Talisman galten.
Viele der Burgenbauten im Mittelalter waren nicht aus Stein, sondern große Holzwohntürme auf einem Erdhügel, sogenannte "Motten". Keine dieser Turmhügelburgen ist heute noch erhalten, so dass kaum jemand die am meisten verbreitete Burgenform des 13. Jahrhunderts kennt. Ein Höhepunkt der Ausstellung wird eine solche nachgebaute Turmhügelburg sein, die wohl Mitte bis Ende März fertiggestellt wird und für ein Jahr vor dem LWL-Museum in Herne stehen wird - über 20 Meter hoch und so eingerichtet, als wären die Bewohner gerade erst gegangen.
Wie es sich auf einer Burg lebte, erfahren die Besucher im "Weißen Saal" der Ausstellung. Dort können sie die einzelnen Funktionsbereiche von verschiedenen Handwerksstätten bis zur Lagerhaltung und die Beziehungsgeflechte am Hof kennenlernen. Den Aufbau einer Burg vermittelt ein Modell der Hattinger Isenburg im Maßstab von 1:50. Das sechs Meter lange und zwei Meter breite Modell ist ein Vorschlag der Ausstellungsmacher, denn die Burg selbst wurde nur wenige Jahre nach ihrer Fertigstellung zerstört.