Das Felsenmeer in Hemer ist nicht nur ein beliebtes Naherholungsziel und Naturschutzgebiet, sondern auch ein bedeutendes Bodendenkmal. Im Untergrund befinden sich gut erhaltene Höhlenstrukturen, in denen im Mittelalter Bergbau betrieben wurde. Wegen seiner großen Dimensionen und weil die mittelalterlichen Strukturen gut erhalten sind, ist das Felsenmeer deutschlandweit bedeutsam. Einblicke in dieses unterirdische Labyrinth zu erhalten, war bislang für die Öffentlichkeit nicht möglich. Dies wird sich zukünftig ändern, denn mittels Virtual Reality können Besucherinnen und Besucher zukünftig selbst in das Höhlensystem eintauchen.
"Die Größe und Erhaltung der mittelalterlichen Strukturen untertage sind beeindruckend", berichtet Dr. Manuel Zeiler, Archäologe von der LWL-Archäologie für Westfalen, "denn im Gegensatz zu den meisten anderen Bergbaufundstätten, fand der Bergbau im Felsenmeer in Höhlenstrukturen statt, die sich bis heute gut erhielten."
Das Felsenmeer besteht aus Kalkstein. Entlang von Klüften, die durch tektonische Hebungs- und Senkungsprozesse entstanden, drang Wasser ein. Über Jahrmillionen wurden so zum Teil sehr große Hohlräume ausgespült. Diese wurden im Tertiär (vor 66 Millionen Jahren) mit Feinsediment und Erzen verfüllt, die aus verwittertem Gestein der Umgebung stammen. Auf diese Erze zielte der mittelalterliche Bergbau ab, der spätestens im 12. Jahrhundert begann und bis zum Ende des 13. Jahrhunderts andauerte. Untertage finden sich heute noch Abbauspuren, Feuerstellen, leergeräumte Kammern und sogar Werkzeuge.
Die Speläo-Gruppe-Sauerland e.V. entdeckte die Bergbaustrukturen im Höhlenareal. Seit den 1980er Jahren führte sie umfangreiche Vermessungen durch und sicherte das sensible Gelände. In Kooperation mit dem LWL wurden zahlreiche Holzkohlen mittelalterlicher Feuerstellen mit naturwissenschaftlichen Methoden datiert, wodurch die Bergbauphase heute zeitlich gut fassbar ist.
"Das Interesse an der Welt unter unseren Füßen ist sehr groß, allerdings können wir der Öffentlichkeit keinen Zugang dorthin bieten, damit die sensiblen Strukturen erhalten bleiben. Daher entwickelten wir eine Projektidee, wie virtuell der Bergbau präsentiert werden kann und schufen hierfür in hunderten Arbeitsstunden die Grundlagen", so Wolfgang Hänisch von der Speläo-Gruppe-Sauerland e.V. Die Stadt und die Speläo-Gruppe haben das Projekt eingereicht, das NRW-Heimatministerium hat die Umsetzung gefördert. Mit dem Geld wurde zunächst eine Vermessungsausstattung beschafft, mit der der Höhlenverein das ausgedehnte Areal "Bärenhöhle" im Felsenmeer - ein Komplex aus zahlreichen Abbaukammern, Verbindungsstrecken und Schächten, vermaß und scannte.
Der Scan der Höhlenforscher wurde von der Iumax GmbH in Hemer zur Virtual Reality aufbereitet. Nun ist ein "virtueller Spaziergang" in den Untergrund möglich. Dort angekommen können Besucherinnen und Besucher den Bergbaukomplex selbst entdecken und sich Informationen zur Welt untertage erschließen. Auch im Felsenmeer-Museum kann man per Großbildschirm das Felsenmeer virtuell erkunden. Hierzu wurde die Dauerausstellung zum Felsenmeer aktualisiert und neu gestaltet. Eine populärwissenschaftliche Publikation von Wolfgang Hänisch, Björn Wegen und Manuel Zeiler rundet das Gesamtprojekt ab.