Bis zum 17. März können Besucher sehen, wie im 12. Jahrhundert auf einem Grundstück in einem ehemaligen Steinbruch Gebäude entstanden und sich im Laufe von 100 Jahren veränderten. In der Ausstellung benutzen die LWL-Archäologen eine besondere Darstellungsform: Auf Basis der archäologischen Überreste im Boden erarbeiteten sie per Computer eine 3D-Rekonstruktion der Bebauung, die anschaulich den Wandel in den einzelnen Aus- und Umbauphasen auf dem 600 Quadratmeter großen Grundstück präsentiert. Einige Grafiken aus dieser Rekonstruktion werden als Tafeln in der Ausstellung zu sehen sein. Sie zeigen, dass in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zunächst ein rund 270 Quadratmeter großes Steingebäude mit wenigstens vier Stockwerken entstand. In diesem monumentalen Gebäude, unmittelbar vor den Toren der Domburg und damit an zentraler Stelle gelegen, residierte möglicherweise der vom Bischof eingesetzte Stadtgraf. Das Haus verfügte bereits über eine Nutzfläche von über 800 Quadratmetern und wurde noch im gleichen Jahrhundert um weitere Anbauten ergänzt.
In der Rekonstruktion lassen sich auch die Veränderungen des Umfeldes erkennen: Auf den Nachbargrundstücken stehen zunehmend mehr Häuser, sodass die angrenzende 4 bis 5 Meter hohe Domburgmauer letztlich im Stadtbild zurücktritt. Auf dem Grundstück Schildern 6 verändert sich noch in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts das Gebäudeensemble einschneidend: Das große Gebäude wird um 60 Prozent reduziert und erhält zur Straße Schildern hin einen repräsentativen Keller mit Kreuzgewölbe. "Mit dieser Architektur können wir auf die neuen Bewohner schließen. Es handelte sich um Kaufleute, die in diesem Raum einen angemessenen Rahmen für die Präsentation und den Verkauf ihrer Waren vorfanden", sagt der Archäologe Dr. Sven Spiong. Der neue freie Platz zwischen den Gebäuden an der Straße und den nun frei stehenden Steinhäusern im hinteren Parzellenbereich wurde ebenfalls genutzt: "Hier konnten Fuhrwerke entladen und Pferde aufgestallt werden. Die feuerfesten Steingebäude dienten als Warenlager", so Spiong weiter.
Die umfangreichen Ergebnisse der Ausgrabung sind der Schwerpunkt der Ausstellung im Museum in der Kaiserpfalz, ausgewählte Objekte in Vitrinen ergänzen das Bild des Alltagslebens im 13. Jahrhundert am Schildern.