Drei römische Legionen waren im 1. Jahrhundert n. Chr. in Vindonissa stationiert, im einzigen Legionslager auf dem Gebiet der heutigen Schweiz. Mit der Zeit dieser Militärpräsenz Roms und ihren Auswirkungen befasst sich die neue Dauerausstellung des Vindonissa-Museums, die von der Kantonsarchäologie Aargau eingerichtet wurde.
"Schick uns schleunigst Nagelschuhe, damit wir abmarschieren können...". So lautet die Bestellung eines römischen Offiziers, der seine Soldaten ausrüsten musste. In Vindonissa haben sich rund 600 hölzerne Schreibtafeln erhalten, auf denen Reste von persönlichen Nachrichten, Verträgen und Urkunden zu lesen sind. Die neue Dauerausstellung nach dem Konzept von Saskia Klaassen Nägeli (Bern) und Regine Fellmann Brogli (Basel) nutzt diese einzigartigen Dokumente der Kommunikation als Zugang zu den Ausstellungsthemen und erzählt, wie das Legionslager funktionierte. Warum liessen die Machthaber Roms auf dem Windischer Sporn ein Legionslager errichten? Welche Güter brauchte es, um 6000 Legionäre zu verpflegen und auszurüsten? Woher kamen diese Waren und wie aufwändig war die Bürokratie und Verwaltung des Lagers? Waffen und Schildteile, Reste von Lederzelten, ein neu entdeckter Münzprägestempel und viele weitere Ausgrabungsfunde aus Vindonissas Boden geben Antworten auf diese Fragen.
Als Einzelstücke oder Gruppe wirken die archäologischen Funde als Ausstellungsobjekte in den historischen Vitrinen von 1912. Die ehemals zur Aufbewahrung der archäologischen Sammlung gebauten Unterkästen der Vitrinen werden geschickt für den Einbau neuer Ausstellungselemente genutzt. Ein neues Lichtkonzept setzt im ehemaligen Tageslichtmuseum Akzente. So ist es der Ausstellungsgestalterin Ursula Gillmann (Basel) und ihrem Team gelungen, trotz der stark prägenden historischen Raumarchitektur, neue und alte Elemente zu einem harmonischen Ganzen zusammenzufügen. Gleichzeitig konnten die historischen Vitrinen so umgebaut werden, dass sie modernen konservatorischen und restauratorischen Anforderungen genügen.
Das neue Lager-Modell im Massstab 1:450 präsentiert Vindonissa, wie es nach neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen um das Jahr 90 n. Chr. ausgesehen haben könnte. Der Modellbauer Robert Zanini (Menziken) baut das Modell mit neuster Technologie. Auch Vindonissa wurde nicht in einem Tag erbaut: bis Anfang 2009 wird das grosse Modell Stück für Stück weiter gebaut und das Publikum kann zusehen, wie es vollendet wird.
Dass der bedeutende archäologische Fundplatz Vindonissa ein eigenes Museum besitzt, ist dem Weitblick der ersten Forschergeneration zu verdanken. Sie beauftragten den Brugger Architekten Albert Froelich mit dem Bau des Museums. Entstanden ist 1912 ein eigenwilliger Bau im Geiste des Jugendstils, von dessen Originalausstattung sich viel erhalten hat. Der Bedeutung dieses Originals verpflichtet, erfolgte die sorgfältige Renovation des Gebäudes unter der Leitung von Architekt Walter Tschudin (Brugg). Durch gezielte bauliche Eingriffe gelang es, das Museum den Bedürfnissen heutiger Besucher anzupassen und mit einer modernen Infrastruktur zu versehen.