Bei einer Revision von Schriftgutbeständen am Sächsischen Landesamt für Archäologie kamen die drei äußerlich unscheinbaren Bücher zum Vorschein. Zwei von ihnen gehören zu dem seit 1945 verschollenen, ursprünglich sechs handschriftliche Folianten umfassenden „Inventarium Vaterländischer Altertümer“. Dieser mit zahlreichen Handzeichnungen bebilderte Museumskatalog enthielt ausführliche Informationen zu bedeutenden archäologischen Bodenfunden aus allen Teilen Preußens, die nach der 1829 erfolgten Gründung eines preußischen Staatsmuseums für Prähistorische Archäologie in großer Zahl in dessen Fundus eingegangenen waren – nicht wenige aus der Kunstkammer der Hohenzollern. Der Gründungsdirektor dieses ab 1849 im Neuen Museum ansässigen Instituts, der Historiker Dr. Leopold Freiherr von Ledebur (1799 – 1877), hatte die ersten Bände schon 1835 angelegt und über 40 Jahre hinweg eigenhändig fortgeführt.
Das dritte der wiederentdeckten Sammlungsverzeichnisse, ein archäologisches Erwerbungsjournal aus den 1880er Jahren, vermerkt unter anderem einige der Schenkungen Rudolf Virchows und Heinrich Schliemanns an die Berliner Museen. Solche Namen waren es auch, die die Dresdner Historikerin Ivonne Burghardt vergangenes Jahr dazu angeregt hatten, nach einer Berliner Provenienz der wertvollen Quellenwerke zu recherchieren.
In die Stadt an der Elbe waren die drei Bände bereits im Jahr 1958 gelangt. Bei der Rückgabe von Museumsgütern aus der damaligen UdSSR in die DDR hatten sowjetische Museologen sie versehentlich den Buchbeständen der Dresdner Kunstsammlungen zugeordnet. 53 Jahre danach werden sie nun in jenes Museum zurückkehren, dessen älteste archäologische Bestände sie dokumentieren. Bei den Berliner Museumsleuten ist die Freude darüber groß. Ihre Hoffnung, dass alle sechs Folianten des „Inventariums Vaterländischer Altertümer“ eines Tages wieder nebeneinander im Archiv stehen, erscheint angesichts des “Dresdner Inventarienfundes“ nicht mehr unrealistisch.