Die erste schriftliche Erwähnung von Kelterbäumen in Kleinheppach stammt aus der Zeit um 1400. Weinanbau hingegen ist bereits für 1284 bezeugt. Durch den Fund der Archäologinnen und Archäologen konnte nun nachgewiesen werden, dass es schon früher eine Baumkelter in Kleinheppach gegeben haben muss.
Nach dem Abbruch der aus dem 18. Jahrhundert stammenden Gemeinschaftskelter im Jahre 2017 sollte das Gelände neu bebaut werden. Archäologische Grabungen sollten im Vorfeld prüfen, ob noch Reste einer Vorgängeranlage zu finden waren: Bereits 1581 wird in Schriftquellen eine »Alte Kelter« in Kleinheppach erwähnt, deren Standort jedoch bisher nicht bekannt war.
Die Fundamente mehrerer Vorgängerbauten sowie die Unterbauten verschiedener funktionaler Elemente konnten schließlich durch das Grabungsteam freigelegt werden. Das älteste Element stellt dabei eine unter glücklichen Umständen erhaltene Holzkonstruktion dar: In einer Grube (einem sogenannten Dockenloch) waren zwei mächtige, rechteckig zugearbeitete Eichenbalken aufgestellt und verkeilt worden, die vermutlich einen Kelterbaum trugen. Seine Stärke konnte mit maximal 50 Zentimetern rekonstruiert werden. Vermutlich handelt es sich dabei um die ehemalige sogenannte Hinterdocke. Zusammen mit der Vorderdocke, einem weiteren Balkenpaar, fixierte sie den Baum, mit dem – verstärkt durch ein Gegengewicht – nach dem Prinzip des einarmigen Hebels Druck auf das Pressgut aufgebracht wurde.
Die Fällung des Eichenbaumes, aus dem beide Balken der Hinterdocke gearbeitet wurden, konnte vom Dendrolabor des LAD aufgrund der jahrgenauen Datierung des letzten messbaren Jahrringes sowie der Balkenform auf kurz nach 1344 datiert werden. Damit stellen die Eichenhölzer Teile der ältesten bekannten Baumkelter Baden-Württembergs dar.
Außerdem konnte direkt angrenzend an das Keltergebäude, am Hangfuß des noch heute mit Reben bestandenen Kleinheppacher Kopfes, eine ausgedehnte Fläche mit zahlreichen gleichförmigen Gruben untersucht werden. Auf einer dieser Grubensohlen wurde ein gut erhaltener Rest von Traubentrester (der beim Pressen entstehende Rückstand der Trauben) entdeckt, der mittels der Radiokarbonmethode ins 14. Jahrhundert datiert werden konnte. Bei dem Trester handelt es sich damit um den ältesten bisher gefundenen in Süddeutschland. Es sind zahlreiche Traubenkerne, Teile der Traubenstiele und -häute erhalten. Die weitere Auswertung der botanischen Reste verspricht spannende Ergebnisse: Anhand verschiedener Analysen sollen unter anderem Sorte und Züchtungsgrad der Trauben erschlossen werden.