»Die Untersuchungen und Analysen stehen erst am Anfang, doch erste Aussagen lassen sich bereits treffen«, so der Leiter des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland, Dr. Erich Claßen. Er führt weiter aus: »Die durchweg angeschmolzenen, verformten Lanzenspitzen und –fragmente lassen noch eine hohe Gussqualität erkennen und waren anscheinend unbenutzt. Wahrscheinlich wurden sie durch ein Schadfeuer deformiert, bei der die Werkstatt eines Schmieds abbrannte – das kostbare Metall barg man natürlich.«
Über die Zeitstellung geben Verzierungen und eine überraschende Metallkombination Auskunft: Neun Lanzenspitzen weisen an ihren Tüllen Verzierungen der Spätbronzezeit auf. Eine fehlgegossene bronzene Tülle wurde nachträglich mit einem Eisenblech ergänzt – also mit dem neuen, jüngeren Werkstoff. Dies spricht für eine Niederlegung am Übergang von der späten Bronze- zur frühen Eisenzeit (ca. 920 – 720 v. Chr.).
Wer den Fund schließlich deponierte, bleibt unklar, ebenso warum er nicht wieder geborgen wurde. Die verkehrstechnisch günstige Lage zwischen Rhein und Lippemündung deutet auf einen handelsgeschichtlichen Hintergrund und einen Verwahrfund hin.
Es ist ein Glücksfall, dass das Lanzenspitzendepot bekannt geworden ist. Es wurde als Fund eines anonymen Sondengängers gemeldet und wäre beinahe in Privatbesitz verschwunden. Sein Fundort ließ sich zwar bestätigen, der Befund ist jedoch zerstört – und wichtige Informationen zur Interpretation des Hortes sind verloren.
Der Hortfund ist bis zum 29. März 2020 in der Sonderschau »Archäologie im Rheinland 2019« zu sehen: LVR-LandesMuseum Bonn, Colmantstr. 14-16, 53115 Bonn, 2. OG.