Das BEAN-Netzwerk besteht aus zahlreichen europäischen Partnern aus England, der Schweiz, Frankreich, Deutschland, Serbien und der Türkei und hat sich zum Ziel gesetzt, eine neue Forschergeneration mit Kompetenzen in den Feldern Anthropologie, Prähistorie und Populationsgenetik sowie Computermodellierungen und Demographie auszubilden. Unterschiedlichste Disziplinen sind daran beteiligt, nicht zuletzt das Statistische Bundesamt in Wiesbaden als assoziierter Partner. Die jungen Forscher verbindet die Frage nach den ersten sesshaften Bauern, die in Westanatolien und dem Balkangebiet vor etwa 8.000 Jahren erstmals auftreten. Woher kamen sie, waren es Migranten aus dem Nahen Osten und sind sie unsere Vorfahren?
Die Mainzer Anthropologen an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) haben das Projekt seit Jahren akribisch vorbereitet und entsprechende Kooperationen vereinbart. Inzwischen sind es sieben Forschungseinrichtungen und zwei Firmen, die BEAN gemeinsam gestalten. Zwei große Forscherpersönlichkeiten stehen dem Netzwerk beratend zur Seite: Der Archäologe Ian Hodder aus Stanford, der nicht zuletzt durch seine Ausgrabungen in Catal Höyük bekannt wurde, und Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der als Archäologe selbst im europäischen Teil der Türkei lange ausgegraben und geforscht hat.
Doktorandin Zuzana Fajkošová, die ihr Studium an der Masaryk Universität in Brünn und an der Karls-Universität in Prag absolviert hat, wird nun ab Juli 2012 als erste von zwei BEAN-Forschern im Institut für Anthropologie der JGU ihre Arbeit aufnehmen - bald auch in den neuen palaeogenetischen Labors, die gerade am Rande des Botanischen Gartens fertiggestellt werden. Mit neuesten Sequenziertechnologien, dem sogenannten Next Generation Sequencing (NGS), wird sie die DNA aus den Knochen der letzten Jäger und Sammler und der ersten Bauern aus der Region zwischen Westanatolien und dem Balkan analysieren. Zusammen mit ihren Kollegen in Dublin, London und Genf wird sie versuchen, die genomischen Daten zu einem Modell der Besiedlung Europas zusammenzusetzen.
»Es ist eine große Ehre und Chance für mich, in diesem Zirkel renommierter Forscher arbeiten zu dürfen, und ich freue mich sehr auf Mainz, die Universität und das neue Gebäude«, sagt Fajkošová, die eine Reihe anderer Angebote abgelehnt hat, um an die JGU zu kommen. »Entscheidend für ihre Auswahl war die Tatsache, dass sie neben molekularbiologischen Techniken auch über Programmierkenntnisse verfügt«, erklärt Prof. Dr. Joachim Burger, Koordinator des Netzwerks. »Vor einigen Jahren haben wir das Feld der Palaeogenetik der Jungsteinzeit quasi im Alleingang begründet. In Zeiten der Genomik sind solche Arbeiten nur noch im Verbund mit internationalen Kollegen möglich. Insofern freuen wir uns, dass wir durch solche Netzwerke die Gelegenheit haben, gemeinsam mit den Kollegen junge Wissenschaftler auch auszubilden.«
Zusätzlich zur fachwissenschaftlichen Ausbildung können die Jungforscher Praktika in den beiden Firmen des Netzwerks durchführen und somit Erfahrungen außerhalb der Universität sammeln. »Das ist notwendig, denn nicht alle der Kandidaten werden ihren weiteren Weg in der Forschung nehmen wollen«, erklärt Karola Kirsanow, die im letzten Jahr den Weg aus Harvard nach Mainz genommen hat und nun mit Burger gemeinsam das Netzwerk verwaltet. »Die vielen Workshops, Kurse und Praktika, die die jungen Kollegen meist im Ausland wahrnehmen müssen, stellen sicherlich eine ungewöhnliche Belastung dar, doch glauben wir, dass sich die Ausbildung und damit die Karrierechancen dadurch signifikant verbessern.«