. Bisher vermuteten Paläontologen, dass sich die Gestalt des modernen Zahnbaus auf der Nordhalbkugel unserer Erde entwickelte, doch der Fund des fossilen Säugetierkiefers zeigt, dass unabhängig davon auch auf der Südhalbkugel mahlende Backenzähne entstanden. Über den Fund berichten die Paläontologen in "Nature", Bd. 416.
Das etwa 155 Millionen Jahre alte Fossil fanden Forscher des Paläontologischen Museums in Trelew/Argentinien und des Instituts für Geologische Wissenschaften der Freien Universität in der argentinischen Provinz Chubut in Ost-Patagonien. Die Vorfahren der heutigen Säugetiere besaßen Backenzähne, die - mit ihren Vertiefungen und Höckern im Zahnschmelz - als Mörser benutzt wurden. Das nachtaktive, spitzmausartige Tier konnte somit seine Nahrung, die hauptsächlich aus Insekten bestand, effektiv zermahlen. "Wir dachten immer, dass die Vorfahren der modernen Säugetiere auf der Nordhalbkugel diese Zahnstruktur als Einzige erst vor etwa 135 Millionen Jahren entwickelt haben und sich später auch als erfolgreiche Pflanzenfresser durchsetzen konnten", erklärt FU-Paläontologe Thomas Martin. Jetzt aber wurden die mahlenden Backenzähne bei einem noch älteren Fossil auf der Südhalbkugel gefunden, das zu einem inzwischen fast ausgestorbenen Zweig im Stamm der Säugetiere gehört. Das ist eine eindrucksvolle Bestätigung der kürzlich von amerikanischen Kollegen aufgestellten Theorie, dass sich diese außergewöhnliche Zahnstruktur im Laufe der Evolution bei zwei verschiedenen Gruppen unabhängig voneinander entwickelt hat. "Mehr als hundert Jahre haben wir geglaubt, dass eine solche geniale Entwicklung wie die Mahlstruktur der Backenzähne nur einmal entstanden sein kann", schwärmt Martin und bezeichnet den Fossilienfund alleine aus diesem Grund als "eine Sensation".
Alle Forschungsergebnisse können sie nachlesen in: Oliver W. M. Rauhut, Thomas Martin, Edgardo Ortiz-Jaureguizar & Pablo Puerta, "A Jurassic mammal from South America", Nature, Bd. 416, S. 165 ff.
Quelle: FU Berlin