Yin Xu, Hauptstadt der Shang-Dynastie, China
In unmittelbarer Nähe zu Anyang (500 km südlich von Peking) liegt diese einstige Hauptstadt der späten Shang-Dynastie (1300 bis 1046 vor Chr.). Durch ihre Architektur und die Ausgrabungsergebnisse ist Yin Xu ein außergewöhnliches Beispiel der hoch entwickelten chinesischen Gesellschaft während der Bronzezeit. Von 1928 bis 1937 und ab den 1950er Jahren wurden vor allem das ehemalige Palastareal mit seinen Tempeln und die kaiserlichen Grabanlagen freigelegt. Darunter befand sich auch das Grab des Fu Hao, die einzige intakt aufgefundene und nicht beraubte Grabanlage eines Angehörigen der Shang-Dynastie. Die Inschriften auf den für Riten und Weisagungen verwendeten Knochen und Schildkrötenpanzern, die im gesamten Areal zu finden sind, bilden den bisher ältesten Nachweis chinesischer Schriftzeichen. Yin Xu ist die erste Hauptstadt, die in der chineschischen Geschichtsschreibung erwähnt wird.
Megalithischen Steinkreise, Gambia und Senegal
Im Grenzgebiet von Gambia und dem Senegal existieren über 1000 megalithische Steinkreise, die sich auf 350 Kilometer Länge beiderseits des Gambia weit ins Hinterland verteilen. Mit einem Durchmesser von vier bis sechs Metern sind die Kreise jeweils aus 6 bis 14 Steinpfeilern errichtet. Diese mit Eisenwerkzeugen sehr sorgsam bearbeiteten Pfeiler können bis zu sieben Tonnen wiegen. Im Zusammenhang mit den Steinkreisen treten jeweils auch Grabhügel auf, die größtenteils mehrere Einzelbestattungen aufweisen. Einige, der bis heute ergrabenen Hügel, sind Massengräber, die sehr häufig auch Opfergaben enthalten. Obwohl noch nicht eindeutig geklärt ist, ob die Steinkreise und Grabhügel zeitgleich angelegt wurden, datiert man beide über die Funde aus den Gräbern. Demzufolge wurden diese "heiligen Stätten" vom 3. Jahrhundert bis ins 16. Jahrhundert errichtet. Zum Weltkulturerbe wurden exemplarisch vier große Gruppen erklärt: in Gambia die Anlagen in Kerbatch und Wassu, im Senegal die Kreise von Sine Ngayène und Wanar.
Das Felsenrelief von Bisotun, Iran
Der "heilige Berg" Bisotun liegt direkt an der antiken Handelsroute zwischen dem iranischen Hochplateau und Mesopotamien. Neben paläolithischen Zeugnissen finden sich hier Überreste aus den medäischen, achämenidischen, sassanidischen und ilkhandischen Epochen. Das bekannteste Monument ist das mit Inschriften versehene Felsenrelief, das im Jahr 521 v. Chr. vom Persischen Großkönig Darius I. in Auftrag gegeben wurde und ihn als erhabenen und siegreichen Souverän mit seinen Machtinsignien darstellt. Die dreisprachige Inschrift des Monuments berichtet über die Schlachten des Darius von 521-520 v. Chr. und gilt als wichtige Quelle für die Entschlüsselung der Keilschrift.
Die Felsmalereien in Chongoni, Malawi und Kondoa, Tansania
Die Felsmalereien in Chongoni sind Zeugnisse zweier Lebensformen und repräsentieren einen Zeitraum, der in der Steinzeit beginnt und bis ins 20. Jahrhundert reicht. Sie konzentrieren sich an 127 Stellen, überwiegend Felsabris und Höhlen, in einem über 120 Quadratkilometer großen Gebiet auf dem Hochplateau im Zentrum Malawis. Obwohl man die archäologischen Funde des Gebietes nicht in direkten Zusammenhang zu den Malereien setzen kann, werden mit Hilfe der dargestellten Szenen und des Stils chronologische Einordnungen vorgenommen. Die älteren, mit roter Farbe erstellten Malereien zeigen vor allem Tiere, geometrische Muster und stilisierte Menschendarstellungen, die häufig mit Jagdszenen in Verbindung stehen. Malereien in dieser Tradition finden sich in Süd-, Zentral- und Ostafrika und werden den Jäger- und Sammlerpopulationen zugewiesen, die sich im archäologischen Material verstärkt ab der späten Steinzeit niederschlagen, deren Anfänge jedoch wesentlich frühen liegen dürften. Wann genau der Beginn der "roten Malereien" anzusetzen ist, bleibt leider bis dato noch eine Forschungslücke.
Den zweiten jüngeren Stil charakterisiert die Fingertechnik und die überwiegende Verwendung von weißer Farbe. Die Malereien diesen Stils zeigen besonders zoomorphe Figuren, domestizierte Tiere und nichtgeometrische Zeichen und Symbole. Auffällig ist das Fehlen jeglicher Jagdszenen. Sie werden mit einer Ackerbau und Viehzucht treibenden Bevölkerung in Zusammenhang gebracht, die im Laufe des 1. Jahrtausends n. Chr. in das Gebiet von Malawi und Tansania zog. Beide Gesellschaftsformen existierten bis ins 19. Jahrhundert nebeneinander, so dass beide Stile sicherlich größere chronologische Überschneidungen aufweisen.
Bei den Felsmalereien von Kondoa liegen die Verhältnisse ähnlich. Auch hier finden sich die rote Malereien der Jäger- und Sammlerpopulationen neben den weißen Malereien, die den einströmenden bäuerlichen Gesellschaften zugewiesen werden. Die genaue Zahl der in Tansania existierenden Orte mit Malereien und Zeichnungen ist noch nicht bekannt. Man schätzt ihre Zahl auf 150 bis 450 Stellen an Felswänden, im Schutz von Abris und in Höhlen. Bis heute werden sowohl in Malawi, als auch in Tansania diese Stätten von der lokalen Bevölkerung für spirituelle und religiöse Riten genutzt.
Das Aflaj-Bewässerungssystem, Oman
Das Aflaj-Bewässerungssystem im Sultanat Oman ist ein weit verzweigtes, teilweise unterirdisch verlaufendes Kanalsystem, das seit mindestens 1500 Jahren in Betrieb und noch heute für die Landwirtschaft von Bedeutung ist. 2001 wurden bei einem landesweiten Survey mehr als 4000 solcher Anlagen gezählt, davon sind um die 3000 noch in Betrieb. Das jeweilige Alter dieser Systeme ist äußerst schwer zu bestimmen, doch schätzt man, dass die ersten um 500 n. Chr. errichtet wurden. Allgemein haben archäologische Forschungen ergeben, dass Bewässerungssysteme wahrscheinlich schon seit 2500 v. Chr. im Oman existieren. Die einzelnen Anlagen variieren deutlich in ihrem Aufbau und sind den jeweiligen regionalen Bedingungen angepasst. Oft wird das Wasser über mehrere Kilometer zu den Verbrauchsstellen transportiert. Beim komplexesten Versorgungssystem, dem sogenannten "Daoudi", werden bis zu 60 m tiefe Brunnen angelegt und das Wasser durch teilweise über 10 Kilometer lange Tunnel zu den Verteilerstationen geleitet. Zum Welterbe wurden fünf ausgewählte Aflaj-Kanäle erklärt, die die noch funktionierende Kanalsysteme repräsentieren.
Die Burgen „Crac de Chevalier“ und „Qal’at Salah El-Din“, Syrien
Die beiden in Syrien gelegenen mittelalterlichen Burgen gehören im Nahen Osten zu den am besten erhaltenen Befestigungsanlagen aus der Zeit der Kreuzzüge (11. bis 13. Jahrhundert). Das heutige Aussehen der Burg „Crac de Chevalier“ geht maßgeblich auf die durch den Ritterorden der Johanniter veranlassten umfassenden Umbauten und Erneuerungen Ende des 12. Jahrhunderts zurück. Seine weltweite Berühmtheit als "Burg der Burgen" dürfte auf dem sehr guten Erhaltungszustand und der Größe dieser beeindruckenden Anlage basieren. Nach ihrer Eroberung durch den mamalukischen Sultan im Jahr 1271 wurde größere Instandsetzungsarbeiten und Veränderungen im Ost- und Südbereich durchgeführt.
„Qal’at Salah El-Din“ wurde ursprünglich im 10. Jahrhundert zur Sicherung der Ostgrenze des byzantinisches Reiches errichtet und in den folgenden Jahrhunderten durch die Kreuzfahrer weiter ausgebaut. Die jüngsten Verteidigungsanlagen wurden unter arabischer Herrschaft im 13. Jahrhundert angelegt. Beide Festungen sind architektonische Zeugnisse der über drei Jahrhunderte andauernden Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen.
Auf die Liste der Welterbe-Stätten kommen Denkmäler, historische Städte oder Landschaften, wenn sie von solch außergewöhnlichem Wert sind, dass für ihren Schutz nicht nur ein Staat, sondern die gesamte Menschheit verantwortlich ist. Die Länder, in denen das jeweilige Weltkulturerbe oder das Naturerbe liegt, sind zur Erhaltung der Denkmäler verpflichtet. Dabei steht die UNESCO beratend zur Seite und unterstützt finanzschwache Staaten mit Fördermitteln. Insgesamt verzeichnet die „Liste des Kultur- und Naturerbes der Menschheit“ jetzt 830 Stätten in 138 Ländern.
Webseite des UNESCO-Welterbezentrums: