Freie Strasse
An der Freien Strasse erfolgt zurzeit eine weitere Etappe des Ausbaus der Fernwärme bis zum Marktplatz. Die Freie Strasse als eine der ältesten Hauptachsen Basels war seit jeher wirtschaftliches Zentrum und kann bis ins 1. Jahrhundert n. Chr. zurückverfolgt werden. Entlang der Strasse befanden sich römische und frühmittelalterliche Wirtschaftsbauten. Aus dem Spätmittelalter und der frühen Neuzeit werden immer wieder Gebäude- und Kellermauern der ehemals schmaleren Strasse angetroffen.
Besonders spannend war ein Bereich am Marktplatz, in dem überaus fundreiche, mit Brandschutt verfüllte Keller des 13./14. Jahrhundert freigelegt wurden. Darin kamen auch für das Ausgrabungsteam nicht alltägliche Funde zum Vorschein, z. B. ein mittelalterliches Handwaschgefäss (Aquamanile), und es gibt Hinweise auf metallverarbeitende Gewerbe, wie z. B. eine mittelalterliche Gussform. Der Marktplatz war im Spätmittelalter noch viel kleiner als heute. Nach einem Brand im Jahr 1377 ließ der Rat zwölf Liegenschaften niederreisen, die sich am Südende zwischen dem damals noch offenen Birsig und der unteren Freien Strasse befanden, um den Platz zu vergrössern. Bei der Ausgrabung werden deshalb immer wieder Reste dieser Häuser angetroffen. Ob die Brandschichten mit dem Quartierbrand von 1377 in Verbindung gebracht werden können oder von einem anderen Ereignis, z. B. vom Basler Erdbeben von 1356 stammen, muss offen bleiben.
Beim Abbruch einer spätmittelalterlichen/frühneuzeitlichen Kellermauer in der Freien Strasse kam im Fundamentbereich ein römisches Architekturfragment zum Vorschein. Der sorgfältig gearbeitete Stein mit Fries gehörte ursprünglich zu einem römischen Tempel oder einem anderen monumentalen Steinbau. In Basel gab es bisher keine Hinweise auf solch klassische Monumentalbauten des 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. Römische Architekturteile finden sich aber immer wieder sekundär verbaut in die spätantike Befestigungsmauer auf dem Münsterhügel. Die Mehrheit der wiederverwendeten Bauteile wurde vermutlich von Augusta Raurica auf dem Rhein nach Basel transportiert, um während den Unruhen des 3. Jahrhunderts rasch eine Befestigung zu errichten. Aus den Schriftquellen ist bekannt, dass auch im Mittelalter in den römischen Ruinen in Augst regelmässig »Steine gebrochen« wurden.
Rund um den Wettsteinplatz
Bei den aktuellen Bauarbeiten für den Ausbau des Fernwärmenetzes in den Quartieren rund um den Wettsteinplatz kamen bisher 11 frühmittelalterliche Gräber zum Vorschein, darunter ein reich ausgestattetes Mädchengrab aus dem 6. Jahrhundert n. Chr. Erst kürzlich entdeckte das Team der Archäologischen Bodenforschung das Grab eines Mannes, das mit Steinplatten umfasst war. Solche Steinkistengräber sind typisch für das 7./8. Jahrhundert n. Chr. und enthalten meist keine Beigaben. Weitere Gräber werden erwartet. Bei den bisherigen Ausgrabungen kamen neben den Grabbefunden auch zahlreiche Überreste der mittelalterlichen und neuzeitlichen Bebauung Kleinbasels zum Vorschein. So konnten die Fundamente des im 13. Jahrhundert als Teil der Stadtbefestigung errichteten Riehentors freigelegt werden.
St. Alban-Vorstadt
Anfang Juni 2022 hat der Fernwärmeausbau in der St. Alban-Vorstadt begonnen. Die St. Alban-Vorstadt bildet das Vorgelände des seit 3000 Jahren besiedelten Münsterhügels. In frührömischer Zeit entwickelte sich eine römische Siedlung im Bereich Rittergasse-Kunstmuseum, die nach Südosten bis in die St. Alban-Vorstadt reichte. Ausserdem verlief hier die antike Strasse nach Augusta Raurica, an der in römischer Zeit die Toten begraben wurden. Erwartet werden auch Bestattungen des mittelalterlichen Spitals des St. Alban-Klosters sowie weitere hoch- und spätmittelalterliche Bauten. Im Bereich Malzgasse ist mit der mittelalterlichen Befestigung der St. Alban-Vorstadt (Tor, Stadtmauer, Graben, Kontermauer) des 13. Jahrhundert zu rechnen.