An der Ecke Westernmauer/Marienstraße stießen die Wissenschaftler bereits 40 Zentimeter unter dem heutigen Boden auf die Reste der Stadtmauer aus dem Mittelalter. Diese wurde sehr wahrscheinlich im 12. Jahrhundert errichtet. "Für das Jahr 1184 ist die erste urkundliche Erwähnung der Stadtmauer belegt", erklärt die Stadtarchäologin Dr. Sveva Gai von der LWL-Archäologie für Westfalen. "Vermutlich bestand die Anlage aber schon seit der Mitte des 12. Jahrhunderts." Für die Datierung können die Ausgräber nur auf die Schriftquellen zurückgreifen. Funde, die eine nähere zeitliche Einordnung erlauben würden, fehlen leider.
Die Stadtmauer war aufgrund der fortschreitenden Entwicklung der Waffentechnik ständigen Veränderung unterworfen. "Immer stärker werdende Waffen machten stärkere Befestigungen erforderlich", meint Till Lodemann, wissenschaftlicher Volontär bei der LWL-Archäologie. Der Mauerring mit seinen fünf Toren blieb jedoch bis ins 19. Jahrhundert in seinem Verlauf größtenteils unverändert.
Dennoch waren die Experten des LWL überrascht. "Die freigelegten Mauerreste wiesen eine viel größere Ausdehnung und Mächtigkeit auf, als am Anfang gedacht", führt Gai an. Denn nicht nur die Stadtmauer selbst kam zu Tage. Auch das Fundament eines runden Turms fanden die Archäologen sowie eine Quermauer, deren genaue Bedeutung noch unklar ist. "Das Mauerstück könnte auf ein Tor oder eine vorgelagerte Befestigung hin-weisen", so Lodemann. "Mit Sicherheit können wir das aber nicht sagen, wir haben leider nur einen kleinen Teil der Mauer freilegen können."
Die Grabungen wurden im Vorfeld von Bauarbeiten durchgeführt. An der Westernmauer soll eine neue Kanalisation verlegt werden. Dafür prüft die Stadt derzeit an verschiedenen Stellen den Boden, um einen geeigneten Verlauf für den Abwasserkanal zu finden. "Der Verlauf der zukünftigen Kanalisation ist noch nicht entschieden. Sicher ist aber, dass an dieser Stelle die Mauerreste erhalten bleiben müssen", betont Gai.