Während der Großteil der römischen Artefakte direkt am Fundort verkauft wurde oder in private Sammlungen überging, stellt das Rheinischen Landesmuseum Trier heute ausgewählte Glanzstücke in der Dauerausstellung aus. Tausende weitere Objekte standen jedoch jahrzehntelang eingelagert und unbearbeitet in den Kisten der Depots des Landesmuseums. Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des britischen Arts and Humanities Research Council geförderte Projekt »Rituale, Abfälle und Sammler: neue Ansätze zu römischen Flussfunden« hat sich das Ziel gesetzt, diese Kisten wissenschaftlich zu untersuchen. Dabei arbeiten die Klassische und Provinzialrömische Archäologie der Universität Trier eng mit den Universitäten Reading, Leicester und Köln sowie der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE) zusammen, um tausende Flussfunde zu katalogisieren und die Ansätze deutscher und britischer Forschung zusammenzuführen.
An der Universität Trier und im Rheinischen Landesmuseum Trier untersucht das Projektteam die in der Mosel massenhaft gefundenen Stücke. Zum ersten Mal nimmt sich das Team um JProf. Dr. Ferdinand Heimerl der systematischen Analyse des Gesamtbestands der römischen Flussfunde in Trier an. »In den vergangenen sechs Monaten hat unser Team bereits über 2.000 Funde ausgemessen, gewogen, fotografiert, beschrieben und in einer Datenbank erfasst«, erzählt der Projektleiter stolz. Die meisten der Mosel-Funde stammen dabei aus dem 3. und 4. Jahrhundert nach Christus.
Flussfunde spielen im archäologischen Fachgebiet eine wichtige Rolle, seien aber bisher in ihrer Gesamtheit wenig erforscht, erklärt das Team den Forschungsbedarf. Wie und warum die Gegenstände in die Mosel gelangten, ist dabei eine der Fragen, die auch Ferdinand Heimerls Team umtreibt. Die Erklärungsversuche reichen dabei von Ritualen oder kultischen Weihungen bis hin zu Müllentsorgung oder Hangerosionen. Mit zur Trierer Flussfundkollektion zählen Alltagsgegenstände aus der Römerzeit, wie Teile von Gürtelschnallen, Pferdegeschirr, Schlüssel, Griffel oder Haarnadeln. Auch mittelalterliche, neuzeitliche oder moderne Funde, wie zum Beispiel eine Anstecknadel eines Trierer Karnevalsvereins, sortierte das Team um Heimerl schon aus den Kisten.
Da es für viele Funde keine genaue Dokumentation gibt, hoffen die Archäologinnen und Archäologen auf die Mithilfe der Bevölkerung: Das Projektteam bittet alle, die antike Funde, Aufzeichnungen und Fotos vom Trierer Goldrausch besitzen, sich per Mail unter landesarchaeologie-trier@gdke.rlpde zu melden.
Ferdinand Heimerl und das Projektteam in Trier versprechen sich von den Forschungsarbeiten noch weiterführende Erkenntnisse. Das Projekt arbeitet darauf hin, die Flussfunde nicht nur zu bestimmen, sondern vor allem Erkenntnisse darüber zu erlangen, wie Menschen in der Antike mit ihrer Umwelt interagiert haben. Auch für die lokale Geschichtsschreibung könnten sich aus den römischen Flussfunden noch viele bisher unbekannte Puzzleteile zusammenfügen.