In der Restaurierung stellt sich die zentrale Frage, ob sich ein Hohlraum direkt unter der Oberfläche befindet und welche Dimension er einnimmt? Eine objektive Antwort liefern die derzeit üblichen Verfahren der Restauratorinnen und Restauratoren bei der Untersuchung geschädigter Holzskulpturen und anderen historisch relevanten Materialen bis dato nicht. Um eine Antwort zu finden, nutzten sie beispielsweise bei Wandflächen bisher die Perkussionsmethode, also das Abklopfen der Oberfläche zur Abschätzung des nicht sichtbaren Schadens. "Im Neuen Museum in Berlin habe ich im Griechischen Saal Putzflächen auf Hohlräume abgeklopft. Nach einer Woche wünschte ich mir und meinen Knöcheln eine bessere Methode, die mir berührungs- und zerstörungsfrei vielmehr Informationen bieten könnte“, erinnert sich Dr. Dipl. Rest. Kirsti Krügener von der HAWK in Göttingen. So begann die Zusammenarbeit mit der Terahertz-Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Martin Koch von der Philipps-Universität Marburg. "Ganz einfach erklärt ist Terahertz wie Ultraschall mit unsichtbarem Licht", erläutert Prof. Koch. "Mit Terahertz-Pulsen dringen wir durch das Material hindurch. Gibt es einen Pulsreflex an einem Materialübergang zu Luft, ist dort ein Hohlraum".
"Wir nutzen damit ein völlig neues Verfahren in der Restaurierung nach dem Motto: Technologie trifft Mittelalter. Am Ende unserer Forschung soll idealerweise ein Terahertz-Handscanner stehen, der direkt am Objekt verlässliche Daten zu Schädigungen unter der Oberfläche liefert. Unser Ziel ist es, ein neues Monitoringverfahren im Restaurierungsbereich zu etablieren", so HAWK-Projektleiter Prof. Dr. Wolfgang Viöl.
Die Holzskulpturen im Kloster Isenhagen wurden innerhalb des Projektes zweimal mit Terahertz-Strahlung vermessen: Einmal vor und nach der Restaurierung. Vor der Bearbeitung waren die Schädigungen darstellbar, nach der Restaurierung ließen sich verfüllte Hohlräume und Festigungen mit Terahertz-Zeitbereichsspektroskopie darstellen. Prof. Dr. Martin Koch erklärt, dass durch die Restaurierung jetzt eine veränderte Charakteristik in der Pulsabfolge, bis hin zum Ausbleiben von Pulsen, durch die Anbindung von Oberflächen entstanden ist. Die Terahertz-Daten kombinierte das Team mit einer in der Software MetigoMap der Firma Fokus GmbH erstellten 3D-Kartierung. So gleicht das Team erstmals die Schadenkartierung der sichtbaren Oberfläche mit den Schadensanalysen aus der nicht sichtbaren Tiefe ab. "Durch den genau erfassten Zustand der Objekte mit der kombinierten Kartierung ist eine entsprechende fachgerechte Restaurierung leichter durchzuführen und ein Monitoring – also eine Zustandsüberwachung – an Objekten objektiv möglich", so Krügener, die zusammen mit Restauratorin Roksana Jachim die restaurierungswissenschaftliche Begleitung und die Materialanalytik übernommen hat.