Bei der wissenschaftlichen Analyse im Museum ließ sich nun eine sumerische Inschrift rekonstruieren. Danach handelt es sich um eine Widmungsinschrift des altorientalischen Herrschers Amar-Suena (Mitte 21. Jh. v. Chr.), der davon spricht, einen Tempel des Gottes Enki gebaut zu haben. Höchstwahrscheinlich stammt das Ziegelfragment aus der antiken Stadt Eridu (heute Tell Abu Schachren) im Südirak. Hermann Parzinger, Präsident der SPK, und Markus Hilgert, Direktor des Vorderasiatischen Museums, suchten daraufhin sofort den Kontakt zum Botschafter der Republik Irak, Hussain M. F. Alkhateeb, um das Objekt an das Herkunftsland zu übergeben.
Hermann Parzinger sagt dazu: "Ich lege großen Wert darauf, dass offensichtlich illegal ausgeführte Objekte nicht in unsere Sammlungen gelangen. Das entspricht unserer Verantwortung für das Kulturerbe der Menschheit." Die archäologischen Sammlungen der SPK bewahren, erschließen, erforschen und präsentieren das ihnen anvertraute Kulturgut. Sie stehen dafür in enger Kooperation mit den Herkunftsländern. Das Vorderasiatische Museum besitzt eine weltweit bedeutende Referenzsammlung für das archäologische Kulturerbe der altorientalischen Gesellschaften und macht dieses der Öffentlichkeit zugänglich. Zuwächse verzeichnet die Sammlung schon viele Jahre nicht mehr, da es heute praktisch keine legal ausgegrabenen und ausgeführten Funde mehr auf dem Markt gibt.
Der Vorgang hat keine strafrechtliche Relevanz, obwohl das Stück seinerzeit gegen geltendes irakisches Recht ausgeführt worden ist. Der Grund dafür ist, dass Deutschland zum Zeitpunkt der Einfuhr das UNESCO-Abkommen von 1970 noch nicht ratifiziert hatte. Dieser Fall zeigt einmal mehr, wie wichtig die Novellierung des Kulturgutrückgabegesetzes ist.
Die SPK begrüßt daher ausdrücklich die Initiative der Bundesregierung, die deutschen Gesetze gegen den illegalen Handel von Archäologika zu verschärfen. Ihrerseits unterstützt die Stiftung das Vorgehen durch wissenschaftliche und praktische Maßnahmen wie das vom BMBF finanzierte Dunkelfeld-Forschungsprojekt ILLICID, das vom Direktor des Vorderasiatischen Museums, Markus Hilgert, geleitet wird.