Weil der auf dem Areal geplante Neubau tief in den Untergrund eingreift, werden archäologische Reste unwiederbringlich zerstört. Deshalb hat der Archäologische Dienst des Kantons Bern in den letzten Monaten Notgrabungen durchgeführt. Das Gassmann-Areal liegt am Rand der mittelalterlichen Stadt, direkt ausserhalb der Stadtmauern. Es gehörte zum "Ablass", wie das ganze Gebiet nach den dort verlaufenden Entwässerungsgräben genannt wurde. Im Mittelalter hatten sich dort vom Wasser abhängige Handwerksbetriebe niedergelassen, vor allem Färber und Gerber.
Die archäologischen Untersuchungen zeigen, dass das Gelände in der Schwemmebene der Schüss lag und weitgehend versumpft war. Noch heute drückt das Wasser des Flusses ins Gelände. Aus diesem Grund wurden bei den Grabungen auch keine klaren Niveaus gefunden. Die Menschen der unterschiedlichen Epochen versuchten dem Wasser und der Feuchtigkeit immer wieder mit Aufplanierungen des Geländes zu entgehen.
Spuren aus der Zeit der Bieler Stadtgründung fehlen vollständig. Es wurden bisher weder prähistorische noch römische Scherben gefunden. Aber auch Hinweise auf das für Biel vermutete Frühmittelalter kamen bisher nicht zum Vorschein. In Bezug auf die Bauten bestätigten sich jedoch die Erwartungen: Vor dem 19. Jahrhundert gab es auf dem Gelände keine grösseren Häuser. Die Archäologen stiessen aber auf eine zahlreiche Gewerbespuren in Form von Gräben, Gruben und Leichtbauten. Diese belegen, dass auf dem ehemaligen Gassmann-Areal über Jahrhunderte hinweg intensiv gearbeitet und produziert wurde.
Die ältesten Befunde aus dem 13. und 14. Jahrhundert geben keine Hinweise auf das dort ausgeübte Handwerk. Aus dem 15. oder 16. Jahrhundert stammen vier mit Steinen gefüllte Gräben, die als Fundament einer dreischiffigen Gewerbehalle gedient haben dürften. Weiter südlich lag eine grosse Anzahl von Gruben, Gräben und Holzpfostenlöchern, die eine intensive handwerkliche Tätigkeit belegen.
Im 17./18. Jahrhundert wurde versucht, das Gelände mit einer Aufplanierung trockener zu machen. Es fanden sich Reste eines grossen Holzbaus mit einer Bodenkonstruktion, die mit Lehm abgedichtet war. Hierbei handelt es sich wahrscheinlich um eine Produktions- oder Lagerhalle für eine Gerberei. Um das Jahr 1800 dürfte das Areal dann vorwiegend als Garten gedient haben. Ab den 1830er Jahren begann die moderne Überbauung.
Der archäologische Dienst des Kantons Bern bietet in Zusammenarbeit mit dem Museum Schwab Tage der Offenen Grabung an, am Freitag, 7. November, 15 – 19 Uhr und am Samstag, 8. November, 11 – 17 Uhr.