Spektakulärerer Fund: Rund 900 Jahre alter Bildstein

Bei Bauarbeiten in Klotzow (Landkreis Vorpommern-Greifswald) ist einer der spektakulärsten archäologischen Funde der vergangenen Jahre in Mecklenburg-Vorpommern zu Tage getreten: ein Findling mit der bildlichen Darstellung eines Menschen aus dem 12. Jahrhundert.

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Slawischer Bildstein
Der slawische Bildstein von Klotzow. Foto: Christian Moeller / Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten Mecklenburg-Vorpommern

Bei Arbeiten am Fundament seines Hauses entdeckte Peter Wittenberg einen Fund von außergewöhnlicher Bedeutung: Nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche kam ein etwa 1 m langer Findling zum Vorschein, in den die Darstellung eines Menschen eingeritzt ist. Nach ersten Erkenntnissen handelt es sich um einen Bildstein aus dem 12. Jahrhundert.

Der Stein wurde zur Untersuchung und Dokumentation nach Schwerin transportiert und am Mittwoch von Kulturministerin Bettina Martin und dem Landesarchäologen Dr. Detlef Jantzen im Beisein des Finders der Öffentlichkeit präsentiert.

Der neu entdeckte Bildstein aus Klotzow ist bislang der einzige, der eine Figur mit einem Kreuz vor dem Körper zeigt. Es liegt deshalb nahe, in der Figur einen christlichen Würdenträger oder zumindest einen Anhänger des Christentums zu sehen. Solche Zeugnisse aus der Zeit der Christianisierung sind ausgesprochen selten.

Die Christianisierung Pommerns geht auf Bischof Otto von Bamberg zurück, dessen erste Missionsreise sich 2024 zum 900. Mal jährt. Aus diesem Anlass findet im Museum Wolgast die Ausstellung »Welt im Wandel – Otto von Bamberg und die Christianisierung Pommerns vor 900 Jahren« statt, in der auch zahlreiche Leihgaben aus dem Archäologischen Archiv des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege zu sehen sind.

Bei der Präsentation des Fundes sagte Kulturministerin Bettina Martin: »Mit diesem außergewöhnlich bedeutenden Fund können wir der Geschichte unseres Landes einen weiteren wichtigen Mosaikstein hinzufügen. Bischof Otto von Bamberg unternahm 1124 seine erste Missionsreise nach Pommern. Dass nun genau 900 Jahre später ein Bildstein aus dieser Zeit gefunden wird, ist ein überaus glücklicher Umstand. Dem Finder gebührt Dank und höchste Anerkennung, dass er seinen Fund unverzüglich meldete. Die Fachleute des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege und der unteren Denkmalschutzbehörde werden sich jetzt um die Sicherung und weitere Untersuchung dieses einmaligen Fundes kümmern«.

In Klotzow sind weitere Untersuchungen geplant, um den ursprünglichen Standort des Bildsteines zu ermitteln. An seinen jetzigen Fundort war er vermutlich erst im 19. Jahrhundert gelangt. Der Bildstein wird in der archäologischen Restaurierungswerkstatt des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege in Schwerin weiter dokumentiert und untersucht. Es ist vorgesehen, Möglichkeiten für eine geschützte Aufstellung in Klotzow zu finden.

»Die Bedeutung dieses Fundes kann man gar nicht hoch genug einschätzen. Der neue Fund aus Klotzow ist der einzige, der einen christlichen Würdenträger zeigen könnte. Wir werden nun versuchen, mehr über den ursprünglichen Standort des Steines herauszufinden. Klotzow ist eine der historisch überlieferten Fährstellen nach Usedom und spielte vielleicht auch eine Rolle auf den Missionsreisen Otto von Bambergs«.

Landesarchäologe Dr. Detlef Jantzen

In Mecklenburg-Vorpommern sind nur fünf vergleichbare Steine bekannt: Je einer in Bergen auf Rügen, Altenkirchen auf Rügen und in Grüttow bei Anklam sowie zwei in Wolgast.

Präsentation des slawischen Bildsteins
Peter Wittenberg (Finder), Kulturministerin Bettina Martin und Landesarchäologe Dr. Detlef Jantzen bei der Präsentation des slawischen Bildsteins. Foto: Christian Moeller / Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten Mecklenburg-Vorpommern