Im Rahmen eines Forschungsprojektes zur Baugeschichte der Klosterkirche haben Wissenschaftler der Universität Bamberg die Bauhölzer aus dem karolingischen Westbau der Klosterkirche Corvey untersucht. Dabei handelt es sich um kleine, früher vermauerte Holzkeile und ein Balkenstück. Überrascht waren sie von der Datierung des Balkenstückes, das ursprünglich Teil einer Dachkonstruktion war und im 13. Jahrhundert im Nordturm eingebaut wurde. »Die Konstruktionsmerkmale ließen schon auf ein hohes Alter schließen. Dendrochronologisch wurde dieses Holz jetzt in die Jahre um 835 datiert. Damit gehört es also noch in die erste Bauphase des Klosters vor der Errichtung des Westbaus«, erklärt LWL-Bauforscher Peter Barthold. Diese Datierung haben zwei Labore unabhängig voneinander bestätigt.
Die Keile aus den Wandpfeilern des Johannes-Chores, an denen die nicht mehr erhaltenen karolingischen Stuckfiguren befestigt waren, weisen Bearbeitungsspuren und Mörtelanhaftungen aus der Bauzeit auf. Da diese wichtigen Spuren erhalten bleiben sollten, konnten die Keile nicht aufgeschnitten werden. Stattdessen wurden einige Keile mit einem Computertomographen bei der Firma Carl Zeiss in Aalen gescannt. Die auf den CT-Bildern erkennbaren Jahrringe hat Dr. Thomas Eißing an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg dendochronologisch ausgewertet. Dabei ermittelte er ein Fälldatum zwischen 880 und 885.
»Diese Bauhölzer sind etwas Besonders, schließlich gibt es in Nordrhein-Westfalen außer Fragmenten im Aachener Dom kein vergleichbares Bauholz aus dieser Zeit. Und bauzeitliche Dachwerke sind leider bei keinem einzigen karolingischen Gebäude erhalten geblieben«, erklärt Eißing.
Es ist zwar nur sehr wenig Bauholz aus dem 9. Jahrhundert erhalten. »Für die Geschichte der Klosteranlage Corvey ist es aber von großer Bedeutung. Denn mit der Altersbestimmung des Holzes haben wir jetzt die Angaben in archivalischen Quellen und die kunstgeschichtlichen Einordnungen naturwissenschaftlich abgesichert«, erklärt Dr. Kristina Krüger, die im Auftrag des LWL den letzten Teilband der wissenschaftlichen Buchreihe zur Klosterkirche Corvey bearbeitet.
Möglich wurde diese Untersuchung durch die finanzielle Unterstützung der Stadt Höxter, der Sparkasse Höxter, der Volksbank Paderborn-Höxter-Detmold, der Gas- und Wasserversorgung Höxter und den Kulturfreunden Corvey.