Horvat Kur, ein galiläisches Dorf aus römischer bis früharabischer Zeit, liegt nahe dem Nordwestufer des Sees Genezareth in Israel. Hier entdeckte ein internationales Team von Spezialisten und Studierenden aus den Niederlanden, Finnland, Rumänien, Belgien, Spanien, Israel und der Schweiz unter der Leitung von Jürgen Zangenberg (Universität Leiden) eine antike Synagoge aus dem 4. bis 5. Jahrhundert. »Die Ausgrabungen auf Horvat Kur werden in Zukunft einen wichtigen Beitrag zur Erforschung des antiken, ländlichen Galiläa leisten«, ist sich Stefan Münger vom Institut für Bibelwissenschaften der Universität Bern und Co-Direktor des Ausgrabungsprojekts sicher. Galiläa nimmt in der frühchristlichen und in der rabbinischen Kultur eine eminent wichtige Rolle ein.
Architekturfragmente liefern Beweis
Die Wissenschaftler legten bei ihrer Feldarbeit im Rahmen des »Kinneret Regional Project« bereits nach wenigen Grabungstagen eine monumentale, sorgfältig gebaute Mauer eines großen Gebäudes frei. Das Gebäude liegt auf der Kuppe des Ruinenhügels. An seiner Außenseite wurde ein mit Feldsteinen gepflasterter Hof entdeckt. In diesem Bereich fand das Forschungsteam eine große Anzahl von Münzen, die eine Datierung des Gebäudes in das 4. Jahrhundert nahe legt. Entlang der Innenseite der freigelegten Gebäudemauer verläuft eine niedrige Bank aus behauenem Stein.
Die auf dem Grabungsareal und in dessen unmittelbarer Umgebung gefundenen Architekturfragmente und der Charakter des Gebäudes deuten darauf hin, dass es sich ursprünglich um ein öffentliches Gebäude gehandelt hat. Die Archäologen und internationale Experten sind sich einig, dass es sich bei dem neu gefundenen Gebäude auf Horvat Kur um eine Synagoge aus dem 4. bis 5. Jahrhundert handelt. »Der Fund ist eine wichtige Ergänzung zu den vier bereits bekannten römisch-byzantinischen Synagogenbauten am Westufer des Sees Genezareth«, erklären die Forscher.
Zusammen mit den bekannten Synagogen von Kapernaum und Chorazin (beide ca. 5. / 6. Jh.) und der jüngst entdeckten bei Khirbet Hammam (2. / 3. Jh.) und Magdala (1. Jh.), ergibt sich mit der neuen Synagoge von Kur Horvat (vorläufig datiert auf das 4. / 5. Jh.) das Bild eines dichten Netzes von Synagogen in einem relativ kleinen Gebiet am nordwestlichen Ufer des Sees von Genezareth.
Das »Kinneret Regional Project«
Die Ausgrabungen in Israel finden im Rahmen des »Kinneret Regional Project« statt, einem Gemeinschaftsprojekt der Universitäten Bern (Co-Direktor Stefan Münger), Helsinki (Co-Direktor Juha Pakkala) und Leiden (Co-Direktor Jürgen Zangenberg). Die Ausgrabungen mit 30 Studierenden begannen am 20. Juni und enden am 16. Juli. Weitere Informationen sind unter der Adresse www.kinneret-excavations.org zu finden.