Im Rahmen eines konkurrierenden Gutachterverfahrens hat eine Jury mit Vertretern aus dem Sudan, aus Qatar und Deutschland entschieden, dass der Vorschlag von Kéré Architecture für den Schutz und die Präsentation der Antikenstätte am Besten geeignet sei. An den Königlichen Bädern zeigt sich exemplarisch, wie offen die Kuschiten für den Austausch mit den Nachbarn, insbesondere im Mittelmeergebiet, waren und gleichzeitig ihre einheimischen Traditionen bewahrten.
Die Königlichen Bäder in Meroë wurden 1912/13 unter Leitung von John Garstang von der Universität Liverpool ausgegraben und stehen seit 1999 im Zentrum eines gemeinsamen Forschungsprojektes des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) in Berlin mit der National Corporation for Antiquities and Museums in Khartoum/Sudan. Mit der finanziellen Unterstützung durch das Qatar-Sudan Archaeological Project wird es möglich sein, den neuen Schutzbau über der einzigartigen Antikenstätte zu realisieren, die seit 2011 als Teil der Insel von Meroë auf der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes verzeichnet ist.
Das Gebäudeensemble datiert vermutlich in das erste Jahrhundert nach Chr. und wurde in unmittelbarer Nähe zu den beiden königlichen Palästen errichtet. Im Zentrum der Anlage liegt ein 7 m mal 7 m großes Wasserbecken, daneben eine Exedra mit vier im viertel-rund angeordneten majestätischen Sitzen. An einer Seite des Beckens wurde eine opulent dekorierte farbige Wand errichtet, durch die das Becken über Röhren mit Wasser gespeist wurde. Zur Drainage diente ein mächtiger unterirdischer Kanal, der das Wasser Richtung Nil ableitete. Um Wasserbecken und Exedra herum wurde ein Garten angelegt, der von Korridoren und Mauern umgeben war.
Ziel des neuen Schutzbaus ist es, den Gebäudekomplex vor dem Verfall zu bewahren und die Antikenstätte auf für die Besucher ansprechende Art zu präsentieren. Der Entwurf des renommierten Büros Kéré Architecture erlaubt es die erhaltenen Reste in ihrer Gesamtheit zu zeigen. Dabei kombiniert er die Erfahrungen in traditioneller lokaler Bauweise mit den Anforderungen moderner Ausstellungsgestaltung bei dem geringsten Eingriff in die archäologischen Strukturen und der Authentizität des Ortes.