Fragen zur Zuordnung der teilweise durchmischten Fragmente, zu deren Datierung als auch zur Konversierung sind bis heute nicht vollständig beantwortet. Zerstörungsfreie Untersuchungen mit hochauflösenden Röntgenfluoreszenzverfahren sollen nun Aufschluss darüber geben.
Zusammen mit Experten vom Israelischen Museum, der Technischen Universität Berlin analysieren die Wissenschaftler der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) zurzeit Originalfragmente und rekonstruierte Muster mit modernen, nach alten Rezepten hergestellten Tuschen im mobilen Mikro-Röntgenfluoreszenz-Spektrometer. Erste Messungen haben gezeigt, dass dieses Verfahren zur Datierung und Zuordnung einsetzbar ist. Zurzeit suchen die Wissenschaftler anorganische Spurenelemente, die für diese aus Leder hergestellten Fragmente (Pergamente) charakteristisch sind. Signifikante Konzentrationen an Chlorid und Bromid konnten an einigen Fragmenten bereits nachgewiesen werden.
Ergänzende Messungen mit der dreidimensionalen Röntgenfluoreszenzanalyse unter Anwendung von Synchrotronstrahlung sollen eine Rekonstruktion der Herstellungsbedingungen der Pergamente ermöglichen. Bisherige Höhepunkte der Untersuchungen waren zwei Fragmente aus dem Konvolut der "Genesis Apocryphon". Die Charakterisierung der Tuschen, die ein stark korrosives Verhalten zeigen, erlaubt Einblicke in den Zerfallsmechanismus.
Die Interpretation der Messergebnisse wird durch Alter und Lagerung der Objekte erschwert. Es ist damit zu rechnen, dass die Proben durch Alterungsprozesse verändert und durch Restaurierungs- und Konservierungsmaßnahmen sowie durch Umwelteinflüsse kontaminiert wurden.
Ein wesentlicher Teil der zerstörungsfreien Untersuchungen findet in der Staatsbibliothek zu Berlin und an dem Strahlrohr der BAM bei der Berliner Elektronenspeicherring-Gesellschaft für Synchrotronstrahlung (BESSY) statt.