Durch die monumentale Nachbildung eines ägyptischen Tempelportals betreten die Besucher die Ausstellung. Im ersten Themenbereich "Schönheit in Form und Maß" lassen Statuen und Büsten sowie Wandmalereien das Streben nach der idealer Schönheit im Alten Ägypten lebendig werden. Bildnisse, Skulpturen und Reliefs spiegeln wider, dass die altägyptischen Menschendarstellungen einem festen Formenkanon und Regeln unterworfen waren, die vorgaben, wie ein schönes Bildnis auszusehen habe. So verwendeten die ägyptischen Künstler bei der Gestaltung des menschlichen Körpers ein Hilfslinienraster, das auf einem der ausgestellten Steinreliefs noch deutlich zu sehen ist. Während Pharaonen fast ausschließlich jugendlich dargestellt wurden, zeigen Statuen von Privatpersonen, dass auch Alter und Korpulenz als etwas Schönes betrachtet wurde.
Um "Schönheit" zu erlangen und einen vollkommenen Eindruck auf andere zu machen, bedienten sich die Ägypter vieler Mittel. Dazu zählen Kleidung, Frisuren, Schmuck und Körperpflege, aber auch medizinische Rezepte, um Falten und graue Haare zu verhindern. In einer Schatzkammer geben kostbarer Schmuck wie bunte Ketten, goldene Ohrringe und wertvolle Bronzespiegel einen anschaulichen Eindruck der altägyptischen Schönheitsvorstellungen, ebenso Reliefs mit detailliert dargestelltem Haarschmuck, aufwändig verzierte Schminkutensilien aus Gold und Alabaster, Parfumflacons und Salbgefäße.
"Schönheit" war in der Vorstellung der Ägypter ein Idealzustand, der sich nicht nur in Äußerlichkeiten erschöpfte, sondern auch die innere Vollkommenheit des Menschen umfasste. Vor allem Tugendhaftigkeit, gutes Benehmen und moralische Perfektion machten eine Person schön und bei den Göttern beliebt. So war das Prinzip der "Schönheit" nicht auf das diesseitige Leben beschränkt war, sondern galt auch darüber hinaus. Aus Sehnsucht nach ewiger Vollkommenheit auch im Jenseits entwickelten die Ägypter die Mumifizierung, die den Körper für immer erhalten sollte.
Mumienmasken, Sarkophage, Grabbeigaben und Gefäße zur Aufbewahrung von einbalsamierten Organen werden in einer Grabkammerinszenierung präsentiert. Amulette wie ein geflügelter Skarabäus und Mumienschmuck sollten den Toten bei seiner Reise in das Jenseits beschützen. Die Grenze zwischen Diesseits und Jenseits kann man in der Ausstellung mit Hilfe einer so genannten "Scheintür" überschreiten.
Ägypten, die Moderne, die Beuroner Kunstschule
Eine vom Badischen Landesmuseum konzipierte Zusatzausstellung widmet sich dem Thema "Ägypten, die Moderne, die Beuroner Kunstschule". Anhand ausgewählter Beispiele aus Malerei und Skulptur des 19. bis 21. Jahrhunderts werden die Einflüsse der altägyptischen Formensprache auf Künstler aufgezeigt, darunter Alberto Giacometti, Gerhard Richter, Horst Antes und A.R. Penck. So übernahm Pablo Picasso das ägyptische Gestaltungsprinzip, die Frontal- und Profilansicht eines Menschen kombiniert in einem Kunstwerk darzustellen.
Auch die Beuroner Kunstschule setzte sich intensiv mit der Kunst der Ägypter auseinander. Ihr Gründer, der 1832 geborene "Malermönch" Peter (Desiderius) Lenz hatte Anlehnung an diese Vorbilder gesucht, um durch Vereinfachung und Abstrahierung die christliche Kunst radikal zu erneuern. Eine Auswahl seiner avantgardistischen Werke verdeutlicht sein Bestreben, das von seiner Zeit jedoch abgelehnt wurde.
Schönheit im alten Ägypten
Badisches Landesmuseum Karlsruhe - Schloss
28.7.2007 - 27.1.2008