"Kartoffelgratin, Tomatensuppe, Schokoladenmousse... alle diese Leckereien waren im Mittelalter in Europa unbekannt", erklärt Nicole Meier vom Institut für Anglistik, Amerikanistik und Keltologie. "Die Zutaten für diese Gerichte kamen erst mit der Entdeckung der 'neuen' Welt in unsere Breiten. Wir kochen dagegen nur mit Lebensmitteln, die damals üblicherweise verwandt wurden."
Die junge Wissenschaftlerin ist Gründungsmitglied des Bonner Mittelalter-Forums, das den Workshop organisiert hat. Die Nachwuchs- Mediävisten haben in den vergangenen Wochen jede Menge Literatur gewälzt und dabei Rezepte in unterschiedlichen Sprachen aus Früh-, Hoch- und Spätmittelalter zusammen getragen und übersetzt. "Uns hat aber beispielsweise auch interessiert, wie man sich eine mittelalterliche Tafelrunde überhaupt vorstellen muss", sagt sie. "Oder auch, wie Essen und Kochen in Literatur und bildender Kunst dargestellt werden."
Das Ergebnis ihrer Recherchen haben die Forums-Mitglieder auf einer Webseite zusammengetragen. Dort finden sich neben kulinarischen und medizinischen Rezepten auch Texte zum geschichtlichen und kulturellen Hintergrund von Speis und Trank im Mittelalter. "Am 26. Januar machen wir dann die Probe aufs Exempel", erklärt der Romanist Roland Ißler: "Dann wollen wir einige ausgewählte Rezepte besprechen, zubereiten und verkosten." Die Idee, einen solchen Workshop zu veranstalten, ist auch bei einigen Geschäftsleuten aus dem Bonner Raum auf Interesse gestoßen: Ein Bioladen und ein Imker unterstützen die Aktion der Nachwuchswissenschaftler.
Das Bonner Mittelalter-Forum ist im vergangenen Jahr für Nachwuchs- Mediävisten unterschiedlichster Fachrichtungen an der Universität Bonn ins Leben gerufen worden. Grundsätzlich steht es allen Angehörigen der Universität offen, die sich für die Zeitspanne zwischen 600 und 1500 n.Chr. interessieren. Bei Vortragsveranstaltungen, Workshops, Kolloquien und Diskussionsrunden sollen Forschungsergebnisse, Informationen und Erfahrungen ausgetauscht werden.