Aufgrund ihrer einzigartigen Erhaltungsbedingungen zählen die stein- und bronzezeitlichen Pfahlbausiedlungen des Alpenvorlandes seit 2011 zu den UNESCO-Welterbestätten. Jahrtausende alte Holzwerkzeuge, Schuhe, Textilien, Nahrungsvorräte, ja ganze Dorfanlagen blieben hier unter Luftabschluss konserviert. Insgesamt sind 900 Pfahlbaufundstellen in der Schweiz, in Deutschland, Österreich, Frankreich, Italien und Slowenien registriert, 111 davon wurden als Welterbestätten ausgewählt.
Doch das Welterbe ist äußerst fragil. Am Bodensee und Zürichsee setzen ihm die zunehmende Nutzung und Bebauung der Seeufer, Umweltveränderungen, Schiffsverkehr und vor allem die damit einhergehende Erosion stark zu. Werden die archäologischen Fundstätten abgeschwemmt, sind alle darin bewahrten, jahrtausende alten Lebenszeugnisse und Informationen unwiederbringlich verloren. Die Verantwortlichen sind daher schon seit langem mit der Frage konfrontiert, wie die Pfahlbausiedlungen geschützt werden können und wie solche Schutzmaßnahmen unter Wasser überhaupt zu gestalten sind, um langfristig wirksam, ökologisch verträglich und effizient zu sein.
Um die Zerstörungsmechanismen näher zu ergründen und Zukunftsperspektiven für die Unterwasserdenkmale zu entwickeln, wurde am Bodensee und Zürichsee ein fach- und länderübergreifendes Projekt durchgeführt. Mit Hilfe von Fördermitteln der Europäischen Union und Schweizer Kantonen konnte es im Rahmen des Interreg IV-Programms »Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein« von 2008 bis 2011 verwirklicht werden. Die Ergebnisse des interdisziplinären Pilotprojektes sind jetzt in einer Fachpublikation zusammengefasst. Mit dem Projekt konnten eine Reihe von Problemen angegangen werden. So wurden Methoden des Erosionsschutzes und des Monitorings der Fundstätten erprobt und weiter entwickelt, sowie grundlegende Forschungen der limnologischen und seenphysikalischen Ursachen der Erosion betrieben.
Eine wichtige Erkenntnis ist, dass Schiffswellen erheblich zur Zerstörung der Pfahlbausiedlungen beitragen. Ihr Einfluss könnte aber minimiert werden, etwa durch Geschwindigkeitsbeschränkungen an sensiblen Bereichen oder durch Uferrenaturierungen, um die Angriffsfläche zu reduzieren. Die Ergebnisse des Interreg IV-Projekts »Erosion und Denkmalschutz am Bodensee und Zürichsee« sind nun in einer Publikation des vorarlberg museums erschienen.