Das Land Sachsen-Anhalt verfügt über einen außergewöhnlich reichen Schatz an Bau- und Bodendenkmalen. Weltweit bekannt sind insbesondere die UNESCO-Weltkulturerbestätten, die in Sachsen-Anhalt in außergewöhnlicher Dichte vorliegen: das Bauhaus in Dessau, dessen Gründung sich 2019 zum 100. Mal jährt und Anlass zu Feierlichkeiten bietet; das Gartenreich Dessau-Wörlitz; das Ensemble aus Altstadt, Stiftskirche und Schloss von Quedlinburg; die Luthergedenkstätten in den Lutherstädten Eisleben und Wittenberg sowie, als erst vor wenigen Monaten ins Weltkulturerbe aufgenommenes Monument, der Naumburger Dom. Darüber hinaus beläuft sich die Zahl der Baudenkmale im Land auf etwa 29.000 Einzelobjekte. Hinzu kommen 1.800 Denkmalbereiche. Daneben sind ca. 50.000 archäologische Kulturdenkmale bekannt. Bei 4.400 von ihnen handelt es sich um obertägig sichtbare Strukturen von Bodendenkmalen. Darüber hinaus sind 70 Flächendenkmale verzeichnet, bei denen es sich z. B. um historische Stadtkerne handelt.
Die Erfassung, Erforschung und Dokumentation dieses Denkmalbestandes ist eine der Kernaufgaben des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie (LDA) Sachsen-Anhalt. Bislang konnten die Denkmale und Denkmalbereiche nur in gedruckten Denkmalverzeichnissen und internen Erfassungssystemen dokumentiert werden, die insbesondere auf einer in den 1990er Jahren durchgeführten Schnellerfassung basieren. Erst der Zugang zu modernen Geobasisdaten ermöglichte es dem LDA in den vergangenen Jahren, Bau- und Flächendenkmale sowie archäologische Denkmale georeferenziert zu erfassen, lagegenau zu kartieren und mit Informationen zu den Denkmalen zu verknüpfen. In einer aufwendigen Inventarisierung konnten seit 2010 ca. 4.400 archäologische Kulturdenkmale, die im Gelände noch erkennbar sind, fachgerecht geprüft und bewertet werden. Im Bereich der Bau- und Kunstdenkmalpflege gelang es, vor allem durch die vorübergehende Bindung zusätzlicher personeller Kapazitäten, ermöglicht durch die Unterstützung des Kultusministeriums bzw. des Ministeriums für Kultur, einen Großteil der Denkmale kartografisch präzise zu verzeichnen.
Das Ergebnis dieser Anstrengungen wurde heute in der Staatskanzlei des Landes Sachsen-Anhalt vorgestellt. So können nun die grundlegenden Informationen zur Denkmallandschaft Sachsen-Anhalts in aktueller und zeitgemäßer Form für die interne und externe Nutzung zugänglich gemacht werden. Damit werden erstmals alle bekannten Denkmale Sachsen-Anhalts tagesaktuell auf einer Karte abgebildet, die auf einem Geografischen Informationssystem (GIS) basiert. Insbesondere steht allen Bürgerinnen und Bürgern ab sofort das Denkmalinformationssystem des Landes im Landesportal Sachsen-Anhalt zur Verfügung.
Der neue Informationsdienst für Bürgerinnen und Bürger ist unter www.lda.sachsen-anhalt.de/denkmalinformationssystem erreichbar. Auf dieser Karte sind derzeit ca. 36.000 Baudenkmale, Kleindenkmale, Denkmalbereiche, obertägig sichtbare archäologische Denkmale sowie archäologische Flächendenkmale mit grundlegenden Informationen erfasst. Das Informationssystem macht den Denkmalbestand des Landes Sachsen-Anhalt für die breite Öffentlichkeit transparent. Mit seiner Hilfe können sich Bürgerinnen und Bürger ab sofort einfach und schnell über den Denkmalstatus ihres Besitzes bzw. den Bestand an Denkmalen in ihrem Lebensumfeld informieren. Allerdings ersetzt dieses neue Informationsinstrument nicht die Einzelfallprüfung durch die Unteren Denkmalschutzbehörden, die bei geplanten Bauvorhaben weiterhin zu kontaktieren sind.
Den Unteren Denkmalschutzbehörden steht ab sofort ein erweiterter Datendienst zur Verfügung, der Zugriff auf den vollständigen digitalen Datenbestand gewährt. Er kann nahtlos in bestehende Geoinformationssysteme der Genehmigungsbehörden integriert werden und so direkt in die Genehmigungsverfahren einfließen. Die aufwendige, bisher praktizierte anlassbezogene Datenübergabe wird damit durch den ständig verfügbaren Zugriff auf den aktuellen Datenbestand ersetzt. Den Unteren Denkmalschutzbehörden steht mit dem digitalen Dienst ein umfassendes aktuelles Arbeitsinstrument zur Verfügung, das die Arbeitsabläufe intern und im Austausch mit dem LDA vereinfacht.
Darüber hinaus stehen alle qualifizierten Denkmalgeodaten ab sofort europaweit in einem standardisierten Format entsprechend der EU-Richtlinie INfrastructure for SPatial InfoRmation in Europe (INSPIRE) zur Verfügung. Diese dient der Schaffung einer gemeinsamen Geodateninfrastruktur und damit eines Informations- und Planungsinstruments in Europa. Mit der Übergabe der Daten entsprechend der INSPIRE-Richtlinie erfüllt das Land Sachsen-Anhalt für den Bereich des Denkmalschutzes fristgerecht die rechtsverbindlichen Anforderungen, die sich aus der Richtlinie ergeben.
»Das LDA freut sich sehr, mit der Bereitstellung der Denkmalgeodaten nicht nur seine Rechtsverpflichtungen zu erfüllen, sondern auch einen wichtigen Schritt hin zu mehr Transparenz, Effektivität und Bürgerbeteiligung getan zu haben«, fasst Landesarchäologe Prof. Dr. Harald Meller zusammen.
»In Sachsen-Anhalt reden wir nicht nur über die Digitalisierung, wir nutzen die Chancen, die sie uns bietet. Das neue Informationssystem gibt online einen schnellen und umfassenden Überblick über die Denkmale in unserem Land und ist damit auch für Bürgerinnen und Bürger interessant«, betonte Staats- und Kulturminister Rainer Robra.
Mit den in diesen drei Diensten zugänglichen Denkmalgeodaten stehen der breiten Öffentlichkeit sowie den Denkmalschutzbehörden, Denkmaleigentümern und Planern ab sofort zeitgemäße Informations- und Planungsinstrumente zur Verfügung, die fortlaufend ergänzt und aktualisiert werden.